Mammutmarsch in Wandersandalen? Ein Erfahrungsbericht aus der Herde

Wandern in Sandalen? Für viele klingt das eher nach Sommerspaziergang im Park als nach Extremmärschen über 30, 55 oder sogar 100 Kilometer. Und doch liebäugeln immer mehr Teilnehmer aus der Mammutherde mit Wandersandalen – wegen des bequemen Tragegefühls, der angenehmen Belüftung oder des unersetzlichen Barfußgefühls.

Eine, die nicht mehr ohne will, ist Alexandra aus Berlin. Sie ist seit 2022 Teil der Mammutherde und hat seitdem nicht nur 15 Märsche absolviert – darunter auch die 100 Kilometer – sondern sie läuft regelmäßig in ihren glitzernden Sandalen. Ich habe mit ihr gesprochen: über Blasenfreiheit, skeptische Blicke und warum man beim Mammutmarsch kein Hochgebirge braucht, um an seine Grenzen zu gehen.

Vom WhatsApp-Status zum 100-Kilometer-Marsch

„Vom Mammutmarsch habe ich erstmals über einen WhatsApp-Status erfahren und fand das direkt cool,“ erzählt Alexandra. Eine Freundin hat ihr irgendwann aus dem Nichts den Link zur Anmeldung geschickt und gefragt, ob sie Lust hätte mitzumachen. „Sie hatte nicht damit gerechnet, dass ich ja sage“, lacht Alexandra. So kam es, dass sie – zusammen mit ihrer mittlerweile 6-köpfigen Mammutmarsch-Kerntruppe – ihren ersten Mammutmarsch über 30 Kilometer in Berlin gegangen ist. Das war 2022. Seitdem ist sie Feuer und Flamme: „Ich konnte die Nächte nach meinem ersten Marsch kaum schlafen, weil ich aufgeregt überlegt habe, welchen Marsch ich als Nächstes machen könnte.“

Mittlerweile hat Alexandra insgesamt 15 Mammutmärsche hinter sich. Darunter Berlin, Hamburg, Leipzig, München – und sogar Madrid. Ihr längster Marsch? Die 100 Kilometer in Berlin.

„Das war bisher der Schlimmste!“

Nicht Berlin, sondern ihr zweiter Mammutmarsch in Hamburg mit 60 Kilometern. Von 30 auf die doppelte Distanz zu gehen, ist auch echt ein harter Brocken. „Während des Marschs hab ich den Mammutmarsch innerlich sehr häufig verflucht“, erinnert sich Alexandra. „Ich dachte mir nur, die haben doch alle einen Vogel!“

Die logische Konsequenz aus dieser doch sehr prägenden Erfahrung? Drei Tage später hat sie sich für die 100 Kilometer in Berlin angemeldet – und das ist kein Witz. Auch nicht, dass sie die 100 km bis zum Ende durchgelaufen ist!

„Das ist eben auch der Spirit beim Mammutmarsch“, kommentiert sie schmunzelnd. „Man wächst da hinein. Und man wächst über sich hinaus, auch wenn man es selbst nicht für möglich gehalten hat.“

Wie war das jetzt aber mit den Wandersandalen?

Während sich andere in wasserdichte Trailrunner mit hohem Schaft schnüren, läuft Alexandra häufig barfuß in Sandalen – bei den 30ern ohnehin, aber auch bei längeren Distanzen. „Ich bin kein besonders wärmefreudiger Mensch. Gerade Arme und Beine hab ich gern an der frischen Luft“, sagt sie. „Und meine Skechers-Sandalen sind super bequem – und das Beste an denen ist, dass sie glitzern!“

Blasenfreiheit? Nicht ganz – „aber nur zwei kleine Blasen, nichts Dramatisches.“ Für die 100 Kilometer-Distanz hatte sie ihre Sandalen die ersten 25 Kilometer an, bei der Wanderweltmeisterschaft lief sie die kompletten 55 km damit.

Wandersandalen im Dauereinsatz: Alexandras Resümee nach 15 Mammutmärschen

Ablauf: Zieleinlauf beim Mammutmarsch Berlin

Alexandra läuft nicht in speziell konstruierten Wandersandalen, ihre sind offiziell eher Freizeitmodelle. Dennoch funktionieren sie für sie erstaunlich gut. Warum?

„Ich finde, man braucht keine hohen Wanderschuhe, wenn man im Flachland unterwegs ist“, erklärt sie mir im Interview. „Die meisten Strecken beim Mammutmarsch sind ja recht normale Wege. Da brauchst du keine stabilen Schuhe wie im Gebirge, wenn du über Geröllfelder läufst.“

Wie ist es mit Umknicken? Kein Problem.

Regen? „Noch nicht getestet.“
Was ist bei extremer Hitze? „Wenn es zu heiß wird und an den Füßen schwitzt, rutscht man irgendwann – das ist dann leider suboptimal.“
Schaffen Socken Abhilfe? „Die Variante Socke in Sandale ist für mich immer noch ein Schmerzfall.“ (lacht los)

Sandalen oder Sneakers? Es kommt drauf an!

Wenn Alexandra bei den Märschen keine Sandalen trägt, hat sie ihre Sneakers von Skechers an. Doch Hand aufs Herz: Welches Paar ist im direkten Vergleich nun wirklich bequemer: Sandalen oder Sneaker?

Das komme ganz auf den Untergrund an, meint sie. Generell würde sie den Tragekomfort der beiden gleichsetzen. Aber: „Ab 50 Kilometern merkt man es dann schon.“ Dann sei es für die Füße angenehm, zwischendurch mal ein anderes Schuhmodell zu tragen – einfach, um die Füße etwas zu entlasten. Zwar seien die Sandalen mit Memory-Foam ausgestattet, hätten aber trotzdem eine flache Sohle ohne größere Unterstützung.

Alexandras Sandalen-Equipment-Tipp: Glitzer und Gefühl

Für alle, die Wandersandalen ausprobieren wollen, hat sie einen praktischen Tipp:

„Wenn man es richtig machen will, sollte man sich in einem Fachgeschäft beraten lassen. Jeder Fuß ist anders – da spielen Dinge wie Fußstellung, Hüfte und Körperhaltung mit rein.“

Für sie selbst gilt: „Ich laufe seit drei Jahren im gleichen Modell. Das gibt’s inzwischen nicht mehr, aber ich hab mir rechtzeitig noch ein paar letzte Paare gesichert. Für die Zukunft.“

Training oder nicht? Hauptsache Bewegung

Wanderer mit Rucksack laufen hintereinander eine steinerne Treppe hoch

Wie bereitet man sich auf einen Mammutmarsch vor? Alexandra hat da keine dogmatische Meinung. „Bewegung ist immer gut“, sagt sie. Aber sie kennt auch andere Geschichten: Menschen, die für die 100 Kilometer kaum trainieren, sondern nur kurze Strecken gemacht haben – und trotzdem ins Ziel gekommen sind. Der eine Weg existiert nicht.

In ihrer Anfangszeit war Alexandra regelmäßig unterwegs – „so 20 bis 25 Kilometer am Stück, einmal pro Woche“. Heute schafft sie das seltener. Nicht aus fehlender Motivation, sondern schlicht aus Zeitgründen: Die Mammutmärsche selbst füllen mittlerweile einen Großteil ihrer Freizeit aus.

Wandererfahrung im klassischen Sinne bringt sie nicht mit, dafür aber eine lebenslange Freude an langen Spaziergängen. „Meine Mama ist auch schon immer gerne und viel spaziert, das habe ich einfach übernommen.“ Wanderungen verbinde sie mit Bergen und Steigungen. „Was ich mache, ist für mich eher ein langer Spaziergang im Flachen – kein klassisches Wandern.“

Alexandras Fazit: „Einfach mal machen!“

Alexandra ist nicht nur ein erfahrenes Mammut, sondern auch inoffizielle Botschafterin für alternative Fußmode – aber das bleibt hoffentlich unter uns. Denn immer wieder erntet sie verwunderte Blicke, wenn andere Mammutmarsch-Teilnehmer sie in ihren Sandalen sehen. Ob es an dem Glitzer liegt? Manche bringen zumindest ein erstauntes: „Echt jetzt? Und das die ganze Zeit!?“ heraus. Auch wenn die Reaktionen zwar immer positiv ausfallen, „dass sich andere nach einem kurzen Gespräch zum Nachmachen inspiriert gefühlt haben, das Gefühl hatte ich eher nicht“, entgegnet sie. Sie mache aber trotzdem weiterhin fleißig Werbung!

Ihr Fazit als undercover Sandalen-Botschafterin: Wer’s ausprobieren will, soll’s einfach tun. „Man muss es ja nicht gleich auf 100 Kilometern testen. Aber wenn’s bequem ist – warum nicht?“

Checkliste: Wandern in Sandalen – Das solltest du beachten

Alexandra weiß, worauf es ankommt, wenn man in Sandalen auf lange Strecke geht. Nach 15 Mammutmärschen kennt sie die Tücken – und die Vorteile. Ihre Erfahrungen haben wir für dich zusammengefasst:

  • Temperatur: Ab ca. 15 Grad lohnen sich Sandalen. Bei großer Hitze oder Nässe eher nicht ideal.
  • Untergrund: Je flacher und befestigter die Wege, desto besser.
  • Modellwahl: Achte auf guten Sitz, ein bequemes Fußbett und eine rutschfeste Sohle.
  • Einlaufen: Erst auf kürzeren Strecken testen, dann steigern.
  • Socken? Aber für Alexandra ein stylisches No-Go.
  • Wechselschuhe: Als Wandersandalen-Neuling oder auf langen Distanzen am besten Wechselschuhe einpacken.

Dein Ziel, dein Stil, dein Weg

Ob du mit Trailrunnern, Wanderschuhen, Sneakern oder Glitzer-Sandalen losziehst – am Ende zählt, dass du dich wohlfühlst, deine persönlichen Grenzen testest und mit einem Lächeln durchs Ziel gehst. Alexandra zeigt, dass Mammutmärsche nicht nur eine Herausforderung für Körper und Geist sind, sondern auch Platz für Individualität, Spaß und Leichtigkeit bieten.

💬 Was sagst du: Sehen wir dich beim nächsten Mammutmarsch – und das vielleicht sogar in Sandalen?!?

 

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