Rettungshubschrauber mit Menschen an Seilwinde

Bergrettung: Wer übernimmt die Kosten?

Du bist mitten in den Alpen unterwegs, aber plötzlich passiert es – du knickst um, der Knöchel schwillt sofort an. Weitergehen? Keine Chance. Panik steigt auf. Was jetzt? Du entscheidest dich für den Notruf. Die Bergwacht, vielleicht sogar ein Rettungshubschrauber, rückt aus. Aber in dem Moment, in dem du den Helikopter kommen siehst, stellt sich dir eine brennende Frage: Was kostet das eigentlich?

In diesem Artikel klären wir auf, wann und wie die Bergrettung zum Einsatz kommt und wer am Ende für die häufig recht hohen Kosten aufkommt. Denn was viele nicht wissen: Die Krankenkasse deckt nicht alles ab. Und je nachdem, wo du dich gerade befindest, können die Kosten für eine Rettung sehr stark variieren.

Bergung oder Rettung: Wo liegt der Unterschied?

Bergung oder Rettung – klingt ähnlich und wird oft synonym verwendet. Doch der Unterschied liegt im Detail und kann entscheidend für die Kosten eines Rettungseinsatzes sein. Egal, ob du dich verlaufen hast, verletzt bist oder einfach nicht mehr weiterkommst – je nach Situation greifen unterschiedliche Maßnahmen.

  • Bergung: Du bist nur leicht verletzt oder unverletzt, aber aus eigener Kraft nicht mehr in der Lage, den Berg zu verlassen. Ein klassischer Fall für eine Bergung wäre, wenn du aus einer misslichen Lage geholt werden musst (z.B. wenn du wegen eines umgeknickten Fußes in die Dunkelheit gerätst oder in unwegsamem, schwer zugänglichem Gelände festsitzt). Medizinisch betrachtet, könntest du zwar mit dem Krankenwagen transportiert werden, aber weil das Gelände es nicht anders zulässt, muss oftmals der Rettungshubschrauber gerufen werden (warum das relevant ist, erfährst du, wenn es um die Übernahme der Kosten geht).
  • Rettung: Eine Rettung bedeutet, dass du verletzt bist und dringend Hilfe brauchst. Ob du dich beim Klettern verstiegen hast oder nach einem Sturz nicht mehr weiter kannst – hier ist schnelle medizinische Hilfe gefragt. Ein Hubschraubereinsatz ist dann notwendig, wenn ein anderweitiger Transport den Gesundheitszustand gefährden würde.

Die Arten der Bergrettung: Was passiert bei einem Notfall?

Dein Gesundheitszustand und der Grad der Verletzung sind ausschlaggebend, auf welchem Weg du gerettet werden musst. Hier sind einige Szenarien für Bergrettungseinsätze, die dich im Ernstfall betreffen könnten:

  1. Umgeknickt und hilflos: Ein falscher Tritt und schon ist der Knöchel verstaucht. Keine große Verletzung, aber auf schmalen Bergpfaden kann das schon das Ende der Tour bedeuten. Ein Rettungsteam könnte dich zu Fuß oder mit dem Hubschrauber abholen.
  2. Steinschlag: Einer der gefährlichsten Vorfälle in den Bergen. Wenn du von einem Steinschlag getroffen wirst, zählt jede Sekunde. Hier kommt oft der Hubschrauber ins Spiel, der dich schnellstmöglich ins Krankenhaus bringt.
  3. Plötzlicher Wetterumschwung: Du hast dich bei der Tour überschätzt und die richtige Ausrüstung fehlt. Auf einmal steckst du in einem Schneesturm oder Starkregen fest. Auch hier rückt die Bergwacht aus, um dich sicher ins Tal zu bringen.
  4. Verstiegen: Besonders bei Kletter- oder Hochtouren kann es schnell passieren, dass du den falschen Weg nimmst und in einer Felswand feststeckst. In dem Fall muss oft ein Team von Rettungskräften ausrücken, um dich zu sichern und herunterzuholen.
  5. Absturz: Einer der schlimmsten Notfälle in den Bergen ist der Absturz. Ob beim Klettern oder auf steilen Wegen – wenn du in die Tiefe stürzt, sind schwere Verletzungen oft unvermeidbar. In solchen Situationen kommt fast immer ein Hubschrauber zum Einsatz, um dich so schnell wie möglich in ein Krankenhaus zu bringen. Oft arbeiten die Bergwacht, Alpinpolizei und Notärzte Hand in Hand, um den Verletzten zu stabilisieren und sicher zu bergen.

Was kostet ein Rettungseinsatz in den Bergen?

Jetzt wird’s spannend – und etwas ungemütlich. Denn die Kosten für eine Bergrettung können je nach Einsatz schnell in die Tausende gehen. Aber keine Sorge: Wenn du vorsorgst, musst du nicht auf den Kosten sitzen bleiben.

  • Zu Fuß: Ein Rettungseinsatz zu Fuß ist die günstigste Variante. Hier kommen Kosten zwischen 200 und 500 Euro auf dich zu. Das deckt den Einsatz der Bergretter:innen, die dich ins Tal begleiten.
  • Mit dem Hubschrauber: Hier wird es richtig teuer. Die Kosten für einen Einsatz mit dem Rettungshubschrauber können je nach Dauer, Entfernung und Land zwischen 3.500 und 5.000 Euro liegen! Hinzukommen die medizinischen Leistungen, die im Hubschrauber erbracht werden müssen. Bei einem Bergungseinsatz kommt man in Deutschland schon mal auf 8.000 Euro (oder einsatzbedingt auch darüber hinaus) – und das ist noch günstig im Vergleich zu anderen Ländern, wie z.B. der Schweiz.
  • Blockierung: Die Kosten einer Rettung, wenn du wegen schlechter Wetterbedingungen nicht weiterkommst, können stark variieren. Auch hier hängt es von den eingesetzten Mitteln ab.

Wer zahlt die Bergrettung? Krankenkasse, DAV oder du?

Nun zur alles entscheidenden Frage: Wer übernimmt die Kosten? Hier hängt es stark davon ab, wo du dich befindest, ob du versichert bist und welche Versicherung du für Einsätze der Bergrettung hast.

  • Krankenkasse: In Deutschland übernimmt die gesetzliche Krankenkasse nur die medizinische Rettung (z.B. Kopfverletzung nach Steinschlag oder Herzinfarkt) – und auch das nur in bestimmten Fällen. Sprich: Die Bergung ohne oder nur bei leichten Verletzungen zählt nicht dazu. Hier musst du grundsätzlich selbst in die Tasche greifen.
  • Unfallversicherung: Wenn du eine private Unfallversicherung hast, lohnt sich ein Blick in die Vertragsbedingungen. Oft werden Rettungskosten bis zu einer bestimmten Höhe übernommen – allerdings auch hier meist nur bei medizinischer Notwendigkeit. Es gibt aber auch Tarife, die kostspielige Bergungseinsätze und Unfälle abdecken.
  • DAV (Deutscher Alpenverein): Als DAV-Mitglied bist du mit dem Alpinen Sicherheitsservice (ASS) auf der sicheren Seite. Der Alpenverein übernimmt in vielen Fällen die Such-, Bergungs- und Rettungskosten bis zu 25.000 Euro – und das weltweit. Eine Mitgliedschaft kann sich also schnell lohnen, wenn du oft in den Bergen unterwegs bist.
  • ADAC: Auch der ADAC bietet Rettungsleistungen für Mitglieder an. Die Kostenübernahme variiert je nach Mitgliedschaft und Art des Einsatzes.
  • Auslandsreisekrankenversicherung: Sie deckt nicht nur die Kosten für medizinische Behandlungen und Bergungskosten ab, sondern auch einen Rücktransport ins Heimatland. Gerade in Ländern wie der Schweiz kann dich diese Versicherung vor hohen Ausgaben bewahren. Wichtig: Achte darauf, dass die Versicherung explizit Bergrettung und medizinischen Rücktransport beinhaltet – das ist nicht bei allen Policen der Fall!

Rettungskosten in verschiedenen Ländern – Was musst du beachten?

Wer im Ausland unterwegs ist, sollte besonders vorsichtig sein, denn die Kosten für eine Bergrettung unterscheiden sich von Land zu Land. Hier ein kurzer Überblick:

  • Deutschland: In der Regel zahlt die Krankenkasse für medizinische Notfälle. Für Bergungen ohne Verletzungen musst du jedoch selbst zahlen.
  • Österreich: Hier wird es teuer. Bergrettungskosten sind nicht durch die Krankenkasse abgedeckt und eine Hubschrauberrettung kann schnell mehrere tausend Euro kosten. Ohne zusätzliche Versicherung oder Mitgliedschaft beim Alpenverein solltest du also gut überlegen, wann du den Notruf absetzt.
  • Schweiz: Auch in der Schweiz können die Kosten für einen Hubschraubereinsatz exorbitant hoch sein. Zudem gilt: Die Schweizer Krankenkasse übernimmt nur einen Teil der Kosten, wenn überhaupt. Eine gute Versicherung ist hier Pflicht.
  • Italien: In den Dolomiten und anderen Regionen Italiens ist die Bergrettung in den meisten Fällen kostenpflichtig. Auch hier lohnt sich eine Zusatzversicherung.

 

Grundsätzlich richtet sich der Versicherungsumfang nach der Gesetzgebung des Landes, in dem du dich aufhältst. Auch wenn du im europäischen Ausland über die gesetzliche Krankenkasse durch die European Health Insurance Card (EHIC) versichert bist, müssen Ärzte und Krankenhäuser sie nicht akzeptieren. Tritt dieser Fall ein, wirst du wie ein Privatpatient behandelt und musst entsprechend (selbst) zahlen.

Bergrettungskosten vermeiden – So sicherst du dich ab

Natürlich hofft niemand, jemals in eine Situation zu kommen, in der eine Rettung notwendig ist. Aber es schadet nicht, vorbereitet zu sein. Hier sind einige Tipps, wie du hohe Kosten vermeiden kannst:

  1. Versicherungen checken: Achte darauf, dass deine Unfallversicherung auch Bergrettungskosten abdeckt. Alternativ kannst du über eine Zusatzversicherung nachdenken.
  2. Alpenvereinsmitgliedschaft: Wenn du regelmäßig in den Bergen unterwegs bist, lohnt sich eine Mitgliedschaft im DAV oder einem anderen Alpenverein. Die jährlichen Beiträge sind vergleichsweise gering und du bist im Ernstfall gut abgesichert.
  3. Gute Ausrüstung: Mit der richtigen Ausrüstung, wie wetterfester Kleidung, ausreichend Wasser, Essen und einem GPS-Gerät, minimierst du das Risiko, in eine Notsituation zu geraten.
  4. Touren gut planen: Informiere dich im Vorfeld über die Wetterbedingungen und die Schwierigkeit der Tour. Oft sind es einfache Fehler, wie das falsche Schuhwerk oder fehlende Regenbekleidung, die zu Notfällen führen.
  5. Notfallnummern kennen: Egal, wo du wanderst – speichere die Notfallnummern der örtlichen Rettungsdienste ein. So kannst du im Ernstfall schnell reagieren.

Fazit: Vorsicht ist besser als Nachsicht

Bergrettungen sind teuer und die Kosten können schnell aus dem Ruder laufen. Jedoch kannst du mit der richtigen Vorbereitung, einer guten Versicherung und der passenden Ausrüstung das Risiko minimieren und deine Bergtouren in vollen Zügen genießen.

Denk daran: Niemand ist gerne derjenige, der den Helikopter rufen muss. Aber wenn du es unvermeidbar ist, sollten die Kosten das letzte sein, an das du denken musst! Das Beste ist daher vorzusorgen und bevor in die Berge gehst deinen Versicherungsstatus zu überprüfen.

Rechtlicher Disclaimer: Dieser Blogbeitrag ersetzt keine Versicherungsberatung. Der Beitrag ist nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und geschrieben worden, aber versicherungsrelevante Belangen können hier nicht vollumfänglich berücksichtigt oder gar garantiert werden.

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