Wandern auf die Zugspitze: Dein Guide für Deutschlands höchsten Berg
Die Zugspitze – 2.962 Meter hoch, schroff, majestätisch und auch immer ein bisschen mystisch. Wenn du schon mal an ihrem Fuß standest, weißt du, was ich meine: Dieses Gefühl, dass dich etwas ruft. Fast 3.000 Meter, die über dich hinausragen, mit einem goldenen Gipfelkreuz, das schon so viele Bergsteiger als Ziel vor Augen hatten. Und vielleicht denkst du jetzt: „Kann ich die Zugspitze wirklich erwandern? Ist das nicht nur was für Profis mit Seil und Helm?“ Ja, man kann auf die Zugspitze wandern – ohne Kletterausrüstung und ohne jahrelanges Training. Aber es ist auch kein Spaziergang. Die Höhe, die Dauer, das Wetter – all das kann dich fordern. Aber wenn du ein Mensch bist, der seine Grenzen ausloten will, lohnt es sich, weiterzulesen.
In diesem Artikel bekommst du alles, was du wissen musst: Welche Routenvarianten gibt es? Wie lange dauert eine Wanderung auf die Zugspitze? Welche Ausrüstung brauchst du? Und schaffst du das auch als Anfänger?
Die Zugspitze: Mehr als nur ein Berg
Die Zugspitze ist mit ihren 2.962 Metern der höchste Berg Deutschlands und ist Teil des mächtigen Wettersteingebirges. Über ihrem Gipfel verläuft die Grenze zwischen Deutschland und Österreich – ein Symbol dafür, wie Natur keine Ländergrenzen kennt. Erstmals bestiegen wurde die Zugspitze im Jahr 1820 – seitdem zieht sie Abenteurer und Bergsteiger in ihren Bann.
Von oben hast du einen 360-Grad-Blick über mehr als 400 Gipfel in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz. Du blickst hinunter auf den türkisfarbenen Eibsee und siehst Garmisch-Partenkirchen wie eine Miniaturstadt unter dir. Und den Stolz, den nur ein echter Gipfelerfolg gibt – ja, den musst du selbst spüren. Klar, du kannst auch die Seilbahn nehmen und in zehn Minuten oben sein. Aber glaub mir: Das ist nicht das gleiche. Wenn du selbst jeden Schritt gegangen bist und mit deiner eigenen Kraft oben ankommst, dann fühlt sich das goldene Kreuz auf dem Gipfel zuwie eine Auszeichnung an.
Aber Achtung: Die Zugspitze ist kein Anfängerhügel. Sie verlangt Respekt – körperlich und mental. Deswegen ist es so wichtig, die richtige Route für dich zu wählen. Denn ja: Es gibt verschiedene Wege auf die Zugspitze – von einsteigerfreundlich bis Hardcore-Klettersteig.
Das Coole: Du musst kein Profi-Alpinist sein, um den Gipfel zu erreichen. Mit einer guten Vorbereitung, etwas Grundfitness und dem richtigen Mindset kannst du es schaffen – und zwar auf Wegen, die auch für Outdoor-Anfänger machbar sind.
Die 5 bekanntesten Routen auf die Zugspitze
Es gibt viele Möglichkeiten, die Zugspitze zu erklimmen. Manche Routen sind hart, manche sind machbar, manche sind Abenteuer pur. Hier sind die vier beliebtesten Wege – vom gemütlichen Einsteigerweg bis zur knackigen Herausforderung.
1. Über das Reintal: Der Klassiker für Einsteiger
📸 Alpinschule Garmisch
- Start: Garmisch-Partenkirchen
- Dauer: 2 Tage
- Länge: 21 km, 2.300 Höhenmeter
- Schwierigkeit: Leicht bis mittelschwer – technisch gut machbar, aber lang; kurzes steiles Schuttfeld und Steig* beim Gipfelaufstieg (*Steig Definition: Ein Steig ist KEIN gewarteter Bergweg, sondern häufig lediglich ein ausgetretener Pfad oder schmaler Weg. Er kann steil und exponiert sein und erfordert in jedem Fall Trittsicherheit sowie Schwindelfreiheit.)
- Übernachtung:Knorrhütte oder Reintalangerhütte
- Besonderheit: Abgeschiedenheit
Das Reintal ist der einfachste Weg, wenn man bei der Zugspitze überhaupt von „einfach“ reden kann. Du startest in Garmisch-Partenkirchen, wanderst durch wilde Täler, vorbei an Wasserfällen, übernachtest in einer der zwei Hütten, die auf dem Weg liegen und stehst am zweiten Tag am Gipfelkreuz.
Warum perfekt für Anfänger? Weil du keine Klettersteig-Erfahrung brauchst. Der Weg ist technisch machbar, auch wenn es anstrengend wird.
Auf die Zugspitze über das Reintal mit der Alpinschule Garmisch. 📸 Alpinschule Garmisch
Tipp: Plane die Route als 2-Tagestour – in einem Tag ist es für Einsteiger viel zu lang und riskant.
>> Tourenbeschreibung: Über das Reintal auf die Zugspitze
2. Ehrwalder Alm und Gatterl: Zwischen Almidylle und Gipfelrausch
- Start:Ehrwald
- Dauer: 8-10 Stunden
- Länge: 14 km, 2.000 Höhenmeter
- Schwierigkeit: Leicht bis mittelschwer; kurzes steiles Schuttfeld und Steig beim Gipfelaufstieg
- Übernachtung: Knorrhütte
- Highlight: Der Übergang durchs Gatterl (Grenze Österreich-Deutschland) und gigantische Panoramablicke
Diese Tour ist die „goldene Mitte“: nicht so langatmig wie das Reintal, nicht so technisch wie das Höllental oder der Stopselzieher. Stattdessen wartet eine entspannte Alm-Atmosphäre, viel Weitblick und trotzdem echtes Hochgebirgsfeeling. Der Weg führt dich durch grüne Wiesen, über Geröllfelder und über die Knorrhütte hoch zum Zugspitzplatt – das macht die Variante besonders abwechslungsreich.
>> Tourenbeschreibung: Über’s Gatterl auf die Zugspitze
3. Österreichisches Schneekar und Stopselzieher: Wo Schweiß, Ausdauer und Panorama zusammenkommen
Auf die Zugspitze über den Stopselzieher-Klettersteig mit der Alpinschule Garmisch. 📸 Philipp Guelland
- Start: Ehrwald (Tirol)
- Dauer: 6-8 Stunden
- Länge: 6 km, 1.700 Höhenmeter
- Schwierigkeit: Anspruchsvoll, mit einem kurzen Klettersteigabschnitt
- Übernachtung: Wiener Neustädter Hütte (optional)
- Besonderheit: Grandiose Alpenpanoramen
Von Ehrwald aus kannst du die Zugspitze über die Wiener-Neustädter-Hütte und den Stopselzieher-Klettersteig erreichen. Für Ambitionierte eine spannende Alternative, wenn du ein wenig Abenteuer willst ohne gleich ins Höllental zu müssen.
>> Tourenbeschreibung: Über den Stopselzieher auf die Zugspitze
4. Über das Höllental: Gipfelerlebnis mit Klettersteig
Führung der Alpinschule Garmisch auf die Zugspitze über das Höllental. 📸 Philipp Guelland
- Start: Hammersbach
- Dauer: 1-2 Tage
- Länge: 10 km, 2.200 Höhenmeter
- Schwierigkeit:Anspruchsvoll, Klettersteig- und Gletscherausrüstung werden benötigt
- Übernachtung: Höllentalangerhütte (optional)
- Highlight: Höllentalklamm, Gletscherquerung
Das Höllental klingt schon aufregend. Erst geht es durch die enge Klamm, dann über einen Gletscher und am Ende wartet auf dich ein Klettersteig, der bis hoch zum Gipfel führt.
Für Anfänger ist die Route nicht geeignet. Grundvoraussetzungen sind: Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und Erfahrung mit Klettersteigen und Gletschern. Dafür ist es eine der spektakulärsten Routen auf die Zugspitze.
>> Tourenbeschreibung: Zugspitze durch das Höllental
5. Über den Jubiläumsgrat: Profis only
- Start: Zugspitze (alternativ: Gipfel Alpspitze)
- Dauer: 8-12 Stunden
- Länge: ca. 6 km, 700 Höhenmeter
- Schwierigkeit: Sehr anspruchsvoll, starke Ausgesetztheit, alpine Erfahrung und Kletterkönnen im II. bis III. Schwierigkeitsgrad Pflicht
- Übernachtung: Meist Biwak oder Kombination mit Höllental-/Knorrhütte
- Highlight: Einer der spektakulärsten Grate der Alpen, mit fast durchgehendem Tiefblick links und rechts
Der Jubiläumsgrat ist nichts für schwache Nerven. Hier bist du den ganzen Tag im ausgesetzten Gratgelände (Grat = Bergrücken mit teilweise beidseitig abfallenden Hängen oder Wänden) unterwegs, Sicherungen sind spärlich und absolute Schwindelfreiheit sowie alpine Erfahrung sind Pflicht. Dafür belohnt dich der Grat mit einer einmaligen Kulisse und dem Gefühl, wirklich auf einem der legendärsten Wege der Alpen unterwegs zu sein. Ein Abenteuer für Könner – wer’s packt, trägt die Erinnerung für immer im Herzen.
>> Tourenbeschreibung: Alpine Bergtour über den Jubiläumsgrat
Unsere Empfehlung: Der Jubiläumsgrat ist nichts für Anfänger. Daher raten wir unbedingt dazu, diese Route nur mit einem erfahrenen Bergführer zu machen. So kannst du das Adrenalin und die spektakulären Tiefblicke genießen, ohne unnötige Risiken einzugehen.
6. Die Eisenzeit-Tour: Für Kletter-Könner
Klettertour durch die Nordflanke der Zugspitze mit der Alpinschule Garmisch. 📸 Alpinschule Garmisch
- Start: Eibsee
- Dauer: 8-10 Stunden
- Länge: 1.200 Höhenmeter
- Schwierigkeit: Sehr anspruchsvoll, unmarkierte Steige, Kletterkönnen im IV. Grad am Fels notwendig
- Übernachtung: keine, Tages-Tour (nur für extrem fitte Alpinisten)
- Highlight: Historischer Steig der alten Bauarbeiter-Route mit einzigartiger Wildheit
Die Eisenzeit-Tour ist wohl die ursprünglichste und zugleich abenteuerlichste Variante, um auf die Zugspitze zu kommen. Der Weg folgt alten Steigen, die einst von Arbeitern bei den Bauarbeiten an der Zugspitzbahn genutzt wurden. Heute ist die Tour ein wilder, alpiner Leckerbissen mit Kletterpassagen und ausgesetzten Querungen, der absolute Trittsicherheit und einem guten Orientierungssinn fordert. Für Einsteiger ist das definitiv nichts – aber für erfahrene Bergsteiger ist die Eisenzeit-Tour ein echtes Stück alpiner Geschichte zum Nachgehen.
>> Tourenbeschreibung: Der neue alte Weg auf die Zugspitze
Unsere Empfehlung: Aufgrund der anspruchsvollen und teils unmarkierten Passagen empfehlen wir, die Eisenzeit-Tour gemeinsam mit einem erfahrenen Bergführer zu gehen – so bist du sicher unterwegs und kannst das alpine Abenteuer voll genießen.
Routen-Vergleich im Überblick
Wenn du Anfänger bist, rate ich dir: Nimm das Reintal. Es ist die längste, aber auch sicherste Variante ohne große technische Schwierigkeiten. Wenn du schon etwas Bergerfahrung hast und dich gern fordern willst, dann sind die anderen Wege spannend.
Route | Dauer | Schwierigkeit | Für wen geeignet? |
Reintal | 2 Tage | Leicht – Mittel | Fitte Anfänger |
Gatterl | 1-2 Tage | Leicht – Mittel | Motivierte Anfänger |
Stopselzieher | 1-2 Tage | Schwer | Erfahrene Tourengeher mit Klettersteig-Erfahrung |
Höllental | 1-2 Tage | Schwer | Erfahrene Klettersteiggeher |
Jubiläumsgrat | 1 Tag | Anspruchsvoll | Erfahrene Bergsteiger |
Eisenzeit | 1 Tag | Anspruchsvoll | Erfahrene Kletterer |
Wichtig: Hör auf dich selbst, nicht auf irgendwelche Helden-Storys aus dem Internet.
Ausrüstung für die Zugspitze – kurz & knapp
Auf die Zugspitze wandern heißt: planen, packen, trainieren. Was du auf jeden Fall brauchst:
- Feste Wanderschuhe (Kategorie B/C, mit guter Sohle)
- Rucksack (20-30 Liter, leicht & komfortabel)
- Regenjacke + isolierende Schicht (auch im Sommer Pflicht)
- Sonnenschutz (Sonnencreme, Kappe, Sonnenbrille)
- 2-3 Liter Wasser + Snacks
- Wanderstöcke (empfehlenswert bei langen Abstiegen)
- Erste-Hilfe-Set + Blasenpflaster
- Bargeld für Hütten (keine Kartenzahlung)
- Je nach Route Klettersteigset, Helm und Gurt nicht vergessen
Alles weitere wie detaillierte Packlisten für Tages- oder Mehrtagestouren findest du in unseren speziellen Guides:
- Packliste Tagestour: Das gehört in deinen Rucksack
- Packliste Hütten- und Mehrtagestour: Das darf nicht fehlen
Sicherheits-Check: Bist du ready für die Zugspitze?
Deine Tour ist gut vorbereitet, wenn du bei folgenden Punkten entspannt „Ja“ sagen kannst:
- Ich kenne den Routenverlauf, die Dauer und die wichtigsten Schlüsselstellen.
- Ich habe den Wetterbericht gecheckt und die aktuellen Verhältnisse sind sicher.
- Ich habe eine Alternative (Abbruch oder andere Route) im Kopf, falls es nicht wie geplant läuft.
- Ich weiß, wann die Seilbahnen fahren bzw. wann es dunkel wird – und habe genug Pufferzeit eingeplant.
- Meine Ausrüstung passt zur Tour: feste Bergschuhe, Kleidung im Zwiebelprinzip, Regen- und Sonnenschutz, Verpflegung, Erste-Hilfe-Set etc.
- Ich bin fit genug und habe mich realistisch eingeschätzt – keine Heldentaten um jeden Preis.
- Die Gruppe ist sich einig: Tempo, Pausen, Notfall-Plan sind abgesprochen.
- Ich habe jemandem Bescheid gegeben, welche Route ich gehe und wann ich ungefähr zurück bin.
Warum die Zugspitze nicht nur Beine testet
Viele unterschätzen die mentale Komponente. 8, 10 oder 12 Stunden wandern – das ist auch Kopfsache. Da kommt der Moment, wo du denkst: „Warum mache ich das hier eigentlich?“ Genau dann trennt sich die Spreu vom Weizen.
Die Zugspitze ist ein perfektes Trainingsfeld für die eigene mentale Stärke. Wer es auf die Zugspitze schafft und wieder gesund herunterkommt, macht häufig die Erfahrung: Ich kann mehr, als ich mir zutraue. Und falls du es nicht schon selbst erlebt hast: Genau dieser Spirit steckt in unserer Mammutmarsch-DNA – und ist deshalb so besonders: Grenzen sprengen, durchziehen, über sich hinauswachsen.
W andern auf die Zugspitze mit Kindern – geht das?
Wenn du nicht nur alleine oder mit Partner unterwegs bist, sondern deine Zugspitz-Erfahrung mit deinen Kids teilen möchtest, solltest du schon genau wissen, was du da machst. Theoretisch ist die Besteigung der Zugspitze mit Kindern möglich, praktisch aber nur mit sehr sportlichen und über die leichtere Reintal-Route. Alles andere ist zu gefährlich. Plane mindestens 2, besser 3 Tage für die Gipfelbesteigung ein. Mach außerdem viele Pausen und habe immer einen Plan B parat (zum Beispiel: Abbruch und Seilbahn). Kinder haben andere Voraussetzungen und einen anderen Rhythmus – sie brauchen mehr Zeit und Motivation. Denn ganz ehrlich: Es soll ja allen Spaß machen.
FAQ: Die wichtigsten Fragen kurz beantwortet
Kann man auf die Zugspitze wandern?
Ja, es gibt mehrere Wege ohne Seilbahn – vom Einsteigerweg (Reintal) bis zum Abenteuer-Klettersteig (Höllental).
Wie lange dauert die Wanderung auf die Zugspitze?
Zwischen 8 und 12 Stunden – das hängt letztlich von der Route, deiner Fitness und deinem Können ab. Grundsätzlich ist es für Anfänger empfehlenswert, eine Hüttenübernachtung einzuplanen. Alles an einem Tag durchzuziehen ist möglich, aber brutal anstrengend und nicht zu empfehlen, wenn du zum ersten Mal längere Touren machst. Denn es kann in den Bergen schnell gefährlich werden, wenn du dich überschätzt.
Ist die Zugspitze für Anfänger machbar?
Ja, mit der nötigen Vorbereitung und über das Reintal. Aber bitte nicht unterschätzen: Es ist eine lange, anstrengende Tour.
Welche Höhe hat die Zugspitze?
Die Zugspitze ist 2.962 Meter hoch und damit der höchste Punkt Deutschlands.
Kann man mit Kindern auf die Zugspitze wandern?
Nur bedingt – ältere, bergerfahrene Kids können mitgehen, für kleine Kinder ist die Tour nicht geeignet.
Fazit: Dein Zugspitz-Abenteuer wartet
Auf die Zugspitze wandern ist kein Sonntagsspaziergang – dafür aber ein Erlebnis, das du niemals vergessen wirst. Egal ob über das Reintal oder über das Höllental: Am Ende zählt das Gefühl, wenn du am Gipfel stehst und weißt, dass du es aus eigener Kraft geschafft hast.
Und wenn du da oben stehst, dann wirst du verstehen, warum wir beim Mammutmarsch sagen: Grenzen sind da, um gesprengt zu werden.
Du willst dich selbst herausfordern? Du willst wissen, wie viel wirklich in dir steckt? Dann ist die Zugspitze dein perfektes Projekt.
👉 Wenn du Lust bekommst, nach der Zugspitze noch ein weiteres Abenteuer zu starten, bei dem du deine Grenzen neu definierst – dann könnten unsere Extremmärsche das richtige für dich sein.
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