Stay hydrated: Trinkflasche vs. Trinkblase
Ob 30, 55 oder 100 Kilometer: Ohne Trinken geht beim Mammutmarsch gar nichts. Gerade an heißen Tagen müssen wir dem Körper genügend Flüssigkeit zuführen. Der Haken dabei ist: Alles, was wir unterwegs brauchen, müssen wir auch mitschleppen. Klar, zwischendurch können wir unseren Wasservorrat auffüllen, aber die Kilometer zwischen den einzelnen Verpflegungsstationen ziehen sich manchmal ganz schön in die Länge…
Aber wie viel brauchen wir eigentlich?
Gibt es DIE Faustregel für die optimale Trinkmenge? Um es kurz zu machen: Nein. Denn wie viel Flüssigkeit wir benötigen, hängt von vielen Faktoren ab: Wie viel schwitzen wir? Wie warm ist es? Wie gut sind wir trainiert? Im Idealfall können wir außerdem auf unser Durstgefühl vertrauen und unser Körper signalisiert uns deutlich, was er braucht. Indem wir Durst verspüren, zeigt er uns: Ich will Wasser!
Wie auch immer, Trinken müssen wir. Woraus, das bleibt uns selbst überlassen, und hier gehen die Meinungen deutlich auseinander. Braucht man wirklich eine fancy Trinkblase, oder tut es auch eine einfache Flasche? Hier mal die nüchternen Fakten auf einen Blick.
Vorteile von Trinkblasen
Trinkblasen sind praktisch
Das Hauptargument für Trinkblasen ist wohl die unkomplizierte, schnelle Wasserversorgung durch den Schlauch – ganz ohne das Wandern zu unterbrechen. Anders als bei Trinkflaschen muss man den Rucksack nicht zwischendurch absetzen. Viele trinken dadurch regelmäßiger. Denn gerade bei kräftezehrenden Touren wie dem Mammutmarsch ist man doch dankbar, wenn der Trinkvorgang mit möglichst wenig Aufwand verbunden ist. Mundstück in den Mund stecken, Saugen, fertig.
Es passt mehr rein
Ein weiterer Vorteil: Die Beutel haben ein Fassungsvermögen von durchschnittlich 2 bis 3 Litern. Klar, auch Trinkflaschen gibt es in den verschiedensten Größen. Mehr als 1,5 Liter passt aber meist nicht rein. Das bedeutet: Mit einer Flasche kommst du nicht weit. Und je mehr Trinkbehältnisse du hast, desto länger dauert auch das Auffüllen an den Verpflegungsstationen.
Was auch für die Trinkblase spricht: Je mehr du trinkst, desto mehr Platz hast du im Rucksack, da die Blase sich ja mit der Zeit leert. Eine Flasche nimmt hingegen immer gleich viel Platz weg. Eine Ausnahme ist hier die Faltflasche.
Effiziente Gewichtsverteilung
Das Trinken ist in der Regel das Schwerste, was man dabei hat. Für ein Trinksystem spricht auf jeden Fall die effiziente Gewichtsverteilung! Zumindest dann, wenn man einen geeigneten Rucksack verwendet, und das ist definitiv ratsam. Mittlerweile ist zum Glück fast jeder Wander- und Trekking-Rucksack mit einem H2O-System ausgestattet. Das bedeutet, dass sich im Rückbereich auf Schulterhöhe ein extra Trinkblasenfach befindet, also genau dort, wo schwere Lasten hingehören. So ist das Gewicht gleichmäßig verteilt, anders als bei einer Trinkflasche, die den Rucksack gerne mal ins Ungleichgewicht bringt.
Zudem wiegt die Trinkblase an sich meist nicht mehr als 200 Gramm. Klar, wenn man auf eine einfache Plastikflasche zurückgreift, hat man auch hier kein zusätzliches Gewicht. Bei hochwertigeren Flaschen aus Edelstahl oder sogar Glas sieht das aber schon anders aus.
Das klingt alles vielversprechend und ich kenne einige Wanderer, die ihre Trinkblase nicht mehr missen möchten. Aber so praktisch die Wasserversorgung über den Schlauch auch ist- einige Nachteile gibt es trotzdem.
Nachteile von Trinkblasen
Die Trinkblase hat ihren Preis
Wie bei so ziemlich allen Trekking-Produkten gibt es auch das Trinksystem in gefühlt allen nur vorstellbaren Variationen und Preisklassen. Eine gute Trinkblase fängt bei rund 15 bis 20 Euro an. Das ist erstmal vollkommen im Rahmen. Um die Blase aber mit all ihren Vorzügen verwenden zu können, braucht man einen Rucksack mit integriertem H2O-System. Im besten Fall besitzt euer Rucksack diese Funktion sowieso schon. Wenn nicht, kann das schnell ein teurer Spaß werden. Vor allem, wenn zu Trinkblase und passendem Rucksack noch eine Reinigungsbürste und ein Isolierschlauch kommen (mehr dazu weiter unten).
Auch Trinkflaschen gibt es natürlich “von … bis …”. Einmal angeschafft, hat man in der Regel ja auch mehrere Jahre etwas davon. Wer aber möglichst wenig Geld ausgeben will, greift am besten auf eine einfache Plastikflasche zurück.
Trinkblasen = Keimherde?
Hier streiten sich wirklich die Geister. Viele finden Trinkblasen schlichtweg unhygienisch, während andere die Reinigung als völlig problemlos ansehen. Damit sich keine Bakterien in dem engen Schlauch sammeln und das Trinksystem nicht zu einem Keimherd mutiert, ist es auf jeden Fall sinnvoll, sich (für etwa 15 Euro) eine Reinigungsbürste anzuschaffen. In zahlreichen Wanderforen liest man außerdem, dass man zum Säubern am besten eine Wasser-Essigessenz-Mischung verwendet.
Übrigens: Je glatter die Innenoberfläche der Trinkblase, desto weniger anfällig ist sie gegenüber Bakterienwachstum. Lasst euch also ruhig beraten und achtet auf eine gute Qualität!
Eingeschränkte Getränkeauswahl
Was viele Wanderfans an Trinkblasen außerdem stört: Bei der Getränkewahl ist man leider sehr eingeschränkt. Getränke mit Kohlensäure oder zuckerhaltige Flüssigkeiten können die Beschichtung der Blase kaputtmachen. Unter Umständen verklebt außerdem der Schlauch.
Auch mit heißen Getränken wie Kaffee oder Tee sollte man die Blase möglichst nicht füllen. Das Plastik enthält nämlich Weichmacher, die sich unter der Hitze lösen können. Außerdem isoliert eine Trinkblase natürlich nicht, und wer hat schon Lust auf eine lauwarme Plörre? Andersherum halten sich – je nach Wetter – aber auch kalte Getränke nicht wirklich lange kalt. Hier geht der Punkt definitiv an die isolierte Trinkflasche!
Schlechter Überblick über die Trinkmenge
Ein weiterer Nachteil: Du siehst nicht, wie viel du trinkst, da sich die Blase ja im Rucksack befindet. Einen besseren Überblick hast du definitiv mit einer Flasche. Beim Trinksystem fehlt einfach der Überblick. Da kann es schnell vorkommen, dass man etwas trinken will und der Beutel plötzlich leer ist – außer, du bist ein Experte darin, das Gewicht auf deinem Rücken zu schätzen. 😉
Der Schlauch erhitzt sich oder friert ein
Wenn beim Wandern die Sonne knallt, erhitzt sich der Schlauch und der erste Schluck schmeckt abgestanden. Das ist aber eigentlich kein Problem, wenn man die ersten Milliliter einfach ablaufen lässt. Andersherum kann die Flüssigkeit im Schlauch aber auch einfrieren. Gegen beides (Kälte und Hitze) hilft eine Textilummantelung (auch als Thermo- oder Isolierungshülle bekannt). Eine solche Hülle gibt es ab ungefähr 15 Euro zu kaufen.
Anfälliger für Beschädigungen
In der Regel sollte nichts passieren, ABER stellt euch mal vor, ihr habt noch 50 Kilometer vor euch und eure Trinkblase geht kaputt. Der gesamte Rucksack und euer Rücken ist nass. Das wäre ziemlich unschön, oder? Deshalb achtet auf jeden Fall darauf, keine spitzen oder scharfkantigen Gegenstände einzupacken, die auf die Trinkblase drücken.
Was auch immer dein persönlicher Favorit ist: Sowohl Trinkflaschen als auch Trinkblasen haben ihre Vor- und Nachteile. Wichtig ist nur, dass du für dich herausfindest, womit du am besten zurecht kommst. Teste doch einfach mal beides aus. Viele setzen auch auf eine Kombination aus Trinkblase und Flasche. So kannst du deinen Wasservorrat im Trinksystem transportieren und musst trotzdem nicht auf andere Getränke wie Cola oder Kaffee verzichten.
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Wer Trinkblasen nutzt kann die aufgenommene Flüssigkeitsmenge optional mit einem Adapter im Blick behalten (z.B. Camelbak Flow Control). Mehr Details kann man bei DCR nachlesen: https://www.dcrainmaker.com/2011/07/gadget-or-gimmick-camelbak-flow-meter.html/amp