Wanderstöcke richtig benutzen – Wann macht das Wandern mit Stöcken Sinn?
Habt ihr euch schon mal gefragt, warum so viele Wanderer auf ihren Touren auf Wanderstöcke setzen? Vielleicht habt ihr selbst schon einmal welche ausprobiert, oder ihr überlegt noch, ob sie etwas für euch sein könnten? Vorab ist uns ganz wichtig: Wanderstöcke sind absolut kein Muss und ihr könnt auch wunderbar ohne sie wandern. Trotzdem wollen wir die praktischen Begleiter in diesem Blogbeitrag mal ein wenig näher beleuchten.
Wanderstöcke sind weit mehr als nur eine Hilfe für den steilen Aufstieg auf euren Lieblingsberg. Sie sind wahre Multitalente, die eure Knie entlasten, eure Balance verbessern und euch sogar dabei helfen können, schneller und sicherer unterwegs zu sein. Doch wie bei jedem Ausrüstungsstück gibt es auch hier ein paar Dinge zu beachten, um wirklich das Beste aus ihnen herauszuholen.
Ich werde euch durch die Welt der Wanderstöcke führen, von der Auswahl der richtigen Stöcke über die verschiedenen Techniken, wie ihr sie effektiv einsetzen könnt, bis hin zu Tipps für ihre Pflege und Wartung. Egal, ob ihr absolute Anfänger seid oder erfahrene Bergziegen, die nach ein paar Profi-Tipps suchen – dieser Beitrag hat für jeden etwas zu bieten.
Packt eure Rucksäcke, schnürt die Wanderschuhe und lasst uns gemeinsam herausfinden, was es mit diesen allseits beliebten Stöcken auf sich hat!
Wann sind Wanderstöcke sinnvoll?
Wanderstöcke sind nur etwas für Senioren oder Menschen mit Knieproblemen? Falsch! Je nachdem, auf welche Terrains ihr euch wagt, sind sie ein echtes Multitool für nahezu jeden Wanderer. Aber wann genau bringen sie euch den größten Nutzen, und wann kann man getrost auf sie verzichten? Hier ein Überblick!
Die medizinische Kommission der UIAA (Union Internationale des Associations d’Alpinisme) empfiehlt Wanderstöcke vor allem:
- für ältere Wanderfans
- Menschen mit Übergewicht
- Menschen mit Erkrankungen der Gelenke oder Wirbelsäule
- wenn schwere Lasten auf der Wanderung getragen werden
Vorteile der Verwendung von Wanderstöcken
Entlastung der Knie und Gelenke
Ein unterschätzter Vorteil der Wanderstöcke ist die deutliche Entlastung eurer Knie und Gelenke, vor allem beim Bergabgehen. Beim Wandern mit Wanderstöcken werden die Kniegelenke um bis zu 22 % entlastet. Das ist besonders auf langen Abstiegen oder bei schwerem Gepäck hilfreich.
Verbesserung der Balance und Stabilität auf unebenen Untergründen
Auf rutschigem Laub, losen Steinen oder schmalen Gratwegen können Wanderstöcke eure besten Freunde werden. Sie funktionieren wie eine zusätzliche Stütze und geben euch zwei weitere Berührungspunkte mit dem Boden, was euch sicherer macht und die Rutschgefahr reduziert.
Unterstützung beim Bergauf- und Bergabgehen
Beim Anstieg können Wanderstöcke als zusätzliche Antriebskraft dienen, die euch hilft, den Berg hinaufzukommen. So müssen eure Beine die Belastung nicht alleine tragen. Bergab bieten sie einen festen Punkt zum Abstützen, was die Sicherheit auf steilen und rutschigen Passagen erhöht.
Erhöhung der Ausdauer durch Verteilung der Belastung
Durch den Einsatz von Wanderstöcken verteilt ihr die körperliche Anstrengung nicht nur auf eure Beine, sondern auch auf die Oberkörpermuskulatur. Das führt dazu, dass ihr länger unterwegs sein könnt, ohne zu ermüden.
Nachteile beim Wandern mit Stöcken
Mögliche Überbeanspruchung der Arme und Schultern
Wenn ihr nicht daran gewöhnt seid, Stöcke zu benutzen, oder wenn sie nicht richtig eingestellt sind, kann es leicht zu einer Überbeanspruchung der Arme, Schultern und des Nackens kommen. Eine korrekte Anpassung der Stöcke und ausreichend Übung auf Trainingsmärschen sind daher essenziell.
Reduktion des natürlichen Gleichgewichtstrainings
Wenn ihr euch permanent auf eure Wanderstöcke verlasst, wird eure natürliche Balance weniger gefordert. Deshalb ist es wichtig, auch ohne Stöcke zu trainieren, um das Gleichgewicht zu erhalten und zu verbessern.
Risiken bei unsachgemäßem Gebrauch
Die falsche Handhabung von Wanderstöcken kann schnell zur Gefahr werden. Zum Beispiel können die Stöcke bei unebenem Gelände verkanten, was nicht selten zu Stürzen und Verletzungen führt. Außerdem kann eine unsachgemäße Einstellung der Länge zu einer ineffektiven Nutzung führen, die mehr schadet als nützt.
Indem ihr die Vor- und Nachteile abwägt und die Stöcke weise einsetzt, könnt ihr das Beste aus euren Wanderabenteuern herausholen. Wie sagt man so schön: Ein Wanderer ohne Stöcke ist wie ein Künstler ohne Pinsel – es geht auch ohne, aber mit ist es oft ein ganzes Stück besser!
Welcher Wanderstock ist der richtige für mich?
Wenn ihr euch die Frage stellt, welcher Stock zu euch passt und worauf ihr beim Kauf achten solltet, dann hört genau zu: Bei der Auswahl der richtigen Wanderstöcke kommt es nicht nur darauf an, wie und wo ihr wandert, sondern auch auf die Materialien und die Bauweise der Stöcke selbst.
Material und Bauart von Wanderstöcken
Unterschiede zwischen Aluminium und Carbon
Aluminiumstöcke sind robust, langlebig und tendenziell günstiger. Sie bieten eine gute Stabilität und sind perfekt für raues, steiniges Terrain. Der Nachteil? Sie sind etwas schwerer, was auf langen Touren oder bei schnelleren Wanderungen ins Gewicht fallen kann – wortwörtlich ;-).
Carbonstöcke hingegen sind leichter und absorbieren Vibrationen besser. Das macht sie zu einer guten Wahl für längere Wanderungen oder wenn ihr empfindlich auf Stoßbelastungen reagiert. Allerdings sind sie in der Regel teurer und können unter extremer Belastung leichter brechen als ihre Aluminium-Pendants.
Vor- und Nachteile von festen und teleskopierbaren Stöcken
Feste Stöcke haben den Vorteil, dass sie eine konstante Länge und damit eine gleichbleibende Unterstützung beim Gehen bieten. Sie sind ideal, wenn ihr genau wisst, dass die Länge für die meisten eurer Wanderungen passend ist.
Teleskopierbare Stöcke bieten mehr Flexibilität im Rahmen des Stockeinsatzes. Ihr könnt die Länge je nach Gelände und Steigung anpassen. Das macht sie besonders vielseitig und ideal für Wanderfans, die unterschiedliche Arten von Routen erkunden möchten. Ein Nachteil beim Wandern mit Teleskopstöcken ist, dass die Verstellmechanismen mit der Zeit verschleißen können und sorgfältig gewartet werden müssen.
Trekkingstöcke oder Wanderstöcke – Was ist der Unterschied?
Trekkingstöcke haben, anders als Wanderstöcke, einen massiven Griff. Dies ist beim Wandern durch die Berge gerade auch auf bergab führenden Strecken hilfreich. Wanderstöcke haben hingegen nur eine einfache Handschlaufe, die man über das Handgelenk streift.
Die richtige Länge einstellen
Anleitung zur Einstellung der perfekten Stocklänge für verschiedene Geländearten
Die Grundregel für die Einstellung der Stocklänge lautet: Die Ellbogen bilden einen Winkel von etwa 90 Grad, wenn ihr die Griffe haltet und die Stöcke auf dem Boden stehen. Diese Position sorgt für eine effiziente Unterstützung ohne Überlastung der Schultern.
Für flaches Gelände ist dies in der Regel die optimale Länge. Bei steileren Anstiegen könnt ihr die Stöcke etwas kürzer einstellen: Das hilft, die Kraft effektiver nach vorne zu bringen und die Steigung leichter zu bewältigen. Bei Abstiegen hingegen kann eine Verlängerung der Stöcke hilfreich sein, um den zusätzlichen Druck auf die Knie abzufangen und mehr Stabilität zu bieten.
Tipps zur Anpassung der Länge beim Wechsel von Aufstiegen zu Abstiegen
Wenn ihr von einem Aufstieg zu einem Abstieg wechselt, nehmt euch einen Moment Zeit, um die Länge eurer Stöcke entsprechend anzupassen. Ein guter Tipp ist, die Stöcke vor dem Wechsel auf die neue Neigung einzustellen, während ihr noch auf flachem Grund steht. Dies senkt das Risiko, im steilen oder unebenen Gelände das Gleichgewicht zu verlieren.
Denkt daran, dass eine zu lange Einstellung bergauf die Wirksamkeit mindert und bergab zusätzlichen Druck auf die Gelenke ausübt, während eine zu kurze Einstellung euch die notwendige Unterstützung nimmt. Experimentiert auf kürzeren Wanderungen mit verschiedenen Längen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was in verschiedenen Situationen am besten funktioniert.
Indem ihr diese Tipps befolgt, könnt ihr sicherstellen, dass eure Wanderstöcke immer optimal eingestellt sind und euch die bestmögliche Unterstützung auf euren Wanderungen bieten. So seid ihr bestens gerüstet, um jedes Abenteuer sicher und mit Genuss zu meistern!
Wanderstöcke effektiv einsetzen: Welche Techniken gibt es?
Wanderstöcke können deine Wanderungen nicht nur komfortabler, sondern auch sicherer machen, wenn du sie richtig einsetzt. Hier erfährst du, wie du deine Stöcke am besten nutzen kannst, um das Maximum aus jedem Schritt herauszuholen.
Grundlegende Gehtechniken mit Stöcken
Diagonaltechnik für flaches und mäßig steiles Gelände: Diese Technik ist ideal für längere Strecken auf flachem bis leicht geneigtem Terrain. Du setzt den Stock entgegengesetzt zum jeweiligen vorderen Fuß ein – rechter Stock und linker Fuß, dann linker Stock und rechter Fuß. Dies sorgt für einen natürlichen Rhythmus und eine effektive Unterstützung deiner Schritte.
Doppelstockeinsatz für steile Anstiege und Abstiege: Beim steilen Bergauf- oder Bergabgehen bringt der Doppelstockeinsatz einen entscheidenden Vorteil. Hierbei setzt du beide Stöcke gleichzeitig ein, um mehr Kraft nach vorne zu bringen oder dich kräftig abzustützen. Dies verringert die Belastung auf deine Beine und hilft, die Steigung effizienter zu bewältigen.
Seitstützmethode für extrem steiles und schwieriges Gelände: In besonders steilem und herausforderndem Gelände kann die Seitstützmethode eine wertvolle Hilfe sein. Dabei nutzt du einen oder beide Stöcke, um eine seitliche Stütze zu bieten. Du greifst den bergseitigen Stock tiefer und den talseitigen höher, um einen stabilen Haltepunkt zu schaffen, der dir hilft, das Gleichgewicht zu halten und sicher zu stehen.
Spezielle Einsatzgebiete und Techniken
Anwendung der Stöcke in Schnee und Eis: Wanderstöcke sind im Winter unverzichtbar, besonders auf Schnee und Eis. Hier können spezielle Schneeteller und Spikes an den Stockspitzen angebracht werden, um einen besseren Halt zu gewährleisten. Die Stöcke helfen, das Gewicht besser zu verteilen und rutschige Passagen sicherer zu überqueren.
Verwendung der Stöcke zur Unterstützung bei Flussüberquerungen und auf rutschigem Untergrund: Flussüberquerungen und nasse, rutschige Wege können besonders herausfordernd sein. Hier bieten Wanderstöcke zusätzliche Sicherheit, indem sie als dritte und vierte Stützpunkte dienen. Setze die Stöcke vor jedem Schritt fest in den Untergrund, um zu prüfen, ob der Boden stabil ist, bevor du dein ganzes Gewicht darauf verlagerst.
Indem du diese Techniken beherrschst und anwendest, kannst du sicherstellen, dass deine Wanderungen mit Stöcken nicht nur angenehmer, sondern auch sicherer werden.
Sicherheit und Wartung von Wanderstöcken
Die richtige Handhabung und Pflege deiner Wanderstöcke sind entscheidend, um ihre Funktionalität und Sicherheit zu gewährleisten. Hier sind einige Tipps, wie du deine Stöcke sicher verwendest und sie in Top-Zustand hältst.
Richtiger Umgang mit Wanderstöcken
Sicheres Tragen und Verstauen: In gefährlichem Gelände oder wenn die Stöcke gerade nicht gebraucht werden, ist es wichtig, sie sicher zu tragen oder zu verstauen. Vermeide es, die Stöcke lose zu tragen, wo sie sich verfangen oder zur Gefahr werden könnten. Befestige sie stattdessen sicher an deinem Rucksack, insbesondere in absturzgefährdeten Bereichen oder beim Klettern.
Pflege und Wartung der Stöcke: Eine regelmäßige Wartung deiner Wanderstöcke verlängert ihre Lebensdauer erheblich. Reinige die Stöcke nach jeder Tour, besonders wenn sie mit Schmutz oder Salzwasser in Kontakt gekommen sind. Überprüfe regelmäßig die Verstellmechanismen und die Integrität der Spitzen. Schmierstoffe können helfen, die Mechanismen geschmeidig zu halten, und Ersatzteile sollten bei Abnutzung rechtzeitig ausgetauscht werden.
Unser Fazit zum Wandern mit Stöcken
Wanderstöcke sind mehr als nur Hilfsmittel; sie sind eine Erweiterung deines Körpers auf der Wanderung. Sie helfen, die Belastung gleichmäßig zu verteilen, unterstützen das Gleichgewicht und verbessern die Haltung. Die Investition in ein gutes Paar Stöcke und die Kenntnis darüber, wie man sie richtig verwendet und pflegt, ist eine Investition in viele Jahre erfolgreicher und erfreulicher Wanderungen.
Allerdings ist es wichtig zu betonen, dass nicht jeder Wanderfan Stöcke benötigt. Viele erfahrene Wanderer finden, dass sie auf vertrauten oder weniger anspruchsvollen Wegen ohne Stöcke besser zurechtkommen und dass das freie Gehen ihre Balance und Muskelkraft fördert. Das Wandern ohne Stöcke kann zudem eine größere natürliche Bewegungsfreiheit bieten und die Körperwahrnehmung verbessern.
Unser Tipp zum Kauf von Wanderstöcken: Wenn du also in einem Onlineshop im Menü von der großen Auswahl erschlagen wirst oder nicht weißt, ob die Anzeige, die dir online ausgespielt wird, sinnvoll für dich ist, kann ich dir nur eine Sache ans Herz legen: Probiere verschiedene Wanderstöcke aus. Sei es bei Freunden oder in einem Geschäft. Es macht wenig Sinn, einfach irgendeinen Stock zu bestellen, ohne ihn vorher gefühlt zu haben.
Autorin: Lenita Behncke