Der Stolz bleibt, die Blasen verheilen
Aber wie? Die wichtigsten Tipps zum Behandeln & Nachsorgen!
Blasen sind der Albtraum eines jeden Wanderers – und manchmal leider kaum zu vermeiden. Davon kann wahrscheinlich jeder ein Lied singen, der schon mal an einem Mammutmarsch teilgenommen hat, oder? Das Gute vorweg: Blasen heilen in der Regel nach einigen Tagen von alleine ab. Trotzdem können wir etwas tun, um den Heilungsprozess ein bisschen zu beschleunigen. 💪🏼
Ich weiß noch genau, wie ich nach meinem ersten Mammutmarsch auf dem Bett saß und ein wenig ratlos auf meine Füße herabschaute. Sie waren schmutzig bis zum Gehtnichtmehr, rot, und über und über mit Blasen bedeckt. Zumindest an den Stellen, die ich in meiner Verzweiflung an einem der Verpflegungspunkte wie wild mit Tape umwickelt hatte. Aber auch unter diesem Tape waren Blasen, das konnte ich deutlich spüren.
Jedenfalls hat es mich einige Zeit und Überwindung gekostet, meine Füße vom Tape zu befreien, denn eigentlich wollte ich das Elend gar nicht sehen. Aber: Augen zu und durch. Letzten Endes war es dann auch gar nicht so schlimm. Blasen heilen nämlich eigentlich ganz gut von alleine ab. Die Flüssigkeit sorgt für Schutz, während sich darunter eine neue Hautschicht bildet. Das ist praktisch. Allerdings erhöht diese pralle Blase auch den Druck im Gewebe und sensible Schmerzkörperchen werden aktiv. Außerdem können uns diese dicken Blasen ganz schön behindern – allein schon, wenn wir uns Socken oder Schuhe anziehen. Kein Wunder also, dass diese Frage am häufigsten gestellt wird:
“Blasen aufstechen oder nicht?”
Vermutlich ahnst du es schon: Frag zehn verschiedene Leute und du erhältst zehn verschiedene Antworten. Ich persönlich antworte mit einem entschiedenen “JEIN”.
Wenn du deine Wanderung schon hinter dich gebracht hast, und in den nächsten Tagen keine weitere sportliche Aktivität ansteht, ist es sinnvoll, die Finger von den Blasen zu lassen. Denn eine Blase aufzustechen birgt auch immer die Gefahr einer Entzündung. Außerdem entstehen Blasen ja aus einem ganz bestimmten Grund – nämlich, um unseren Körper zu schützen. Sobald sich darunter eine neue Haut gebildet hat, wird die Flüssigkeit resorbiert und die Blase platzt von selbst.
Wenn wir also die Möglichkeit haben, unserem Körper die nötige Regenerationszeit zu geben, warum dann eingreifen? Die Wanderung ist vorbei, wir müssen also nicht aus der Not heraus improvisieren.
Anders sieht es natürlich aus, wenn wir uns noch mitten auf der Wanderung befinden und die Blasen so groß sind, dass sie im Laufe der Zeit so oder so aufplatzen würden. Hier ist dann aber vor allem eines wichtig:
Das Aufstechen von Blasen sollte unter sterilen Bedingungen erfolgen!
Das bedeutet konkret: Du solltest die Blase vorher säubern, du brauchst eine sterile Nadel, Desinfektionsmittel und einen sterilen Wundverband. Solltest du beim Mammutmarsch in diese Situation kommen, lasse dir also am besten von den Sanitätern helfen!
Was außerdem wichtig ist: Entferne die Haut nach dem Aufstechen nicht von der Blase. Diese dient nämlich weiterhin als Schutzschicht. Zum einen gelangt dadurch kein Dreck in die Wunde, die Haut schützt dich also vor Entzündungen. Zum anderen kann die Hautschicht auch den Schmerz lindern, der bei weiterer Belastung wohl zwangsläufig auftritt.
Viele greifen nach dem Aufstechen von Blasen automatisch zu Wund- und Heilsalbe oder anderen Cremes. Das ist vor allem dann nicht hilfreich, wenn du noch eine ordentliche Distanz zurücklegen musst. Denn Salben und Cremes weichen die Haut zusätzlich auf. So entsteht ein Nährboden für Bakterien. Besser ist es also, die Wunde zu desinfizieren, die Hautstelle zu trocknen und mit einem ausreichend großen Pflaster zu versorgen.
Aber auch, wenn du deine Wanderung schon hinter dich gebracht hast (und das wünsche ich mir gerade für dich), kannst du einiges tun, um deine Blasen ein bisschen in ihrem Heilungsprozess zu unterstützen:
1. Wer rastet, der rostet?
So schnell geht das nicht. Deine Füße haben Wahnsinniges geleistet und könnten ein paar Tage Ruhe bestimmt gut gebrauchen. Bewegung sorgt zwangsläufig für erneute Reibung. Wenn du die Blase am Fuß schnell loswerden willst, solltest du es erst einmal langsam angehen lassen. Auch, wenn du den nächsten Mammutmarsch bestimmt schon gar nicht mehr erwarten kannst… 😉
2. Kälte kann den Schmerz lindern
Kälte ist ein effektives Mittel gegen Schmerzen, und kann außerdem entzündungshemmend wirken und Schwellungen lindern. Viele empfinden es als angenehm, die betroffenen Hautstellen zu kühlen, zum Beispiel mit einem Kühlakku oder einem kalten Fußbad. Das ist natürlich keine langfristige Lösung, kann aber zumindest kurzfristig Abhilfe schaffen.
3. Blasenpflaster für den Alltag
Die Füße schonen – das ist gut und schön. Dabei kommt uns allerdings der Alltag in die Quere. Allein auf der Arbeit bewegen sich viele von euch bestimmt rund um die Uhr. Und irgendwie muss man da durch. In diesem Fall können gut angepasste Blasenpflaster helfen – zum einen, um die Blase so lange es geht zu erhalten und vor dem Aufplatzen zu schützen, zum anderen, um den Schmerz abzufangen. Wichtig ist, dass du die Blase vorher gut reinigst, am besten mit einem Antiseptikum oder zumindest mit sauberem Wasser. Vor allem bei offenen Blasen besteht ein hohes Infektionsrisiko.
Tipp: Je nachdem, wo sich die Blase befindet, solltest du unterschiedliche Pflastergrößen wählen. Inzwischen gibt es sogar Sets mit verschiedenen Pflasterformen zu kaufen.
4. Die Einstellung zum eigenen Körper
Erst einmal sollten wir stolz auf unsere Füße sein, anstatt sie zu verfluchen. Dein Körper hat Wahnsinniges geleistet. Er ist keine Maschine, die einfach zu funktionieren hat, er ist kein Mittel zum Zweck, sondern unser wertvollstes Gut. Ist es da nicht an der Zeit, ihm ein wenig Wertschätzung entgegenzubringen? Laut einiger Studien spielt die Einstellung zum eigenen Körper sogar eine entscheidende Rolle beim Heilungsprozess von Verletzungen! Anstatt zu denken: “Diese sch*** Blasen nerven!” könnten wir zum Beispiel sagen: “Danke, Füße, ihr habt mich so unglaublich weit gebracht. Jetzt tue ich etwas für euch.”
“Kümmere dich um deinen Körper. Er ist der einzige Ort, den du zum Leben hast.” – Jim Rohn
Außerdem: Irgendwie lösen diese Blasen nach dem Mammutmarsch doch nicht nur Schmerz, sondern auch Stolz aus, oder? Ich zumindest bin immer ein wenig hin- und hergerissen, ob ich fluchen oder lächeln soll, wenn mich mein Körper an das erinnert, was ich geleistet habe.
Und vielleicht halten die Schmerzen an den Füßen gerade lang genug an, um uns Bedenkzeit zu geben, ob wir uns wirklich für das nächste Jahr anmelden wollen. Und mit den Blasen verschwinden dann auch die Zweifel und der Gedanke “Nie wieder!” aus unseren Köpfen.
Tipps zur richtigen Ausrüstung findest du hier!