Routenplanung per Smartphone: Das sind die besten Outdoor-Apps

Karte und Kompass haben nach wie vor ihre Existenzberechtigung, werden aber nicht ohne Grund schon lange von diversen Apps abgelöst. Wanderungen mit dem Smartphone zu planen ist nicht nur wesentlich einfacher und komfortabler. Outdoor-Apps können uns auch ganz neue Welten eröffnen. Denn die meisten Apps leben von ihrer Community. Das heißt: Touren können aufgezeichnet, gespeichert und anderen Nutzern vorgeschlagen werden – mit Kommentarfunktion, Fotos und allem, was dazugehört. 

Einmal mit, nie mehr ohne? 

Die Nostalgiker unter uns lassen ihr Handy beim Wandern vielleicht lieber ausgeschaltet im Rucksack oder ganz zu Hause. Klar, so eine Wanderung mit Karte und Kompass hat ja auch seine Reize. Oder man geht einfach ohne Plan los, denkt sich “Let’s get lost” und erlebt ein Abenteuer abseits der Pfade. Auch schön. Mir fallen auf der Stelle drei Orte ein, die ich mit einem besseren Orientierungssinn wohl nie zu Gesicht bekommen hätte: einen Schlachthof (das war nicht so toll), das “Grab der Riesen” im märchenhaften Wald “Brocéliande” in der Bretagne und eine deutsche Currywurstbude im thailändischen Regenwald. 

Manchmal verfolgt man aber auch ein bestimmtes Ziel – zum Beispiel, für den nächsten Mammutmarsch zu trainieren. Dann macht eine Wander-App das Leben wirklich leichter. Wanderkarten können allein schon deshalb nicht mithalten, weil dort viele Wanderpfade fernab der klassischen Touristenrouten gar nicht erst eingezeichnet sind. Auch die Rundwege, die gerne mal auf Wanderparkplätzen angeschlagen sind, sind oft entweder langweilig, überlaufen oder schlecht markiert. 

Kleiner Fakt am Rande: Das mit den Wegmarkierungen ist sogar beim Mammutmarsch ein Problem, obwohl sie so kurz vorher angebracht werden. Manchmal macht man die Rechnung halt ohne die übereifrigen Anwohner. 😉 

4 beliebte Wander-Apps im Vergleich 

Der App-Store hat sich mit der Zeit zu einem regelrechten Dschungel entwickelt, in dem man schnell mal den Überblick verliert. Allein für’s Wandern scheint es mittlerweile Tausende Anwendungen zu geben. Einige sind kostenlos, andere nicht, und wieder andere kann man zwar umsonst downloaden, aber nur mit kostenpflichtigen Funktionen nutzen. 

Wichtig: Jeder hat andere Prioritäten, weshalb wahrscheinlich jeder eine andere Favoriten-App hat. Für alle, die sich bisher noch nicht näher mit Wander-Apps befasst haben oder einfach mal schauen wollen, was es außer dem Dauerbrenner Komoot sonst noch so gibt, habe ich eine kurze Übersicht über einige der führenden Anwendungen erstellt (keine Garantie auf Vollständigkeit! Wenn ihr noch hilfreiche Infos habt, packt sie doch gerne in die Kommentare). 

1. Komoot

Komoot ist wohl der Klassiker unter den Wander-Apps und für viele Trekking-Begeisterte die Nummer eins. Wer schon am Mammutmarsch teilgenommen hat, kennt die App vermutlich sowieso.

Die App lässt sich grundsätzlich kostenlos nutzen. Auch die Offline-Nutzung ist für eine Region (Region = Landkreis) freigeschaltet, ohne, dass man draufzahlen muss. Für alle weiteren Maps braucht ihr aber entweder die kostenpflichtige Vollversion, die es für einmalig 29,99 Euro oder für 4,99 monatlich gibt, oder ihr sorgt für genug Datenvolumen auf dem Handy.

Tipp: Die Vollversion hat noch andere Zusatzfunktionen, die sich für den ein oder anderen lohnen könnten. Damit könnt ihr zum Beispiel auch mehrtägige Touren planen, zwischen verschiedenen Maps hin- und herwechseln und das Wetter einsehen. Übrigens gibt es regelmäßig Rabattaktionen. Dann kostet die Vollversion nur 19,99 Euro. 

Pluspunkte gibt es für…

  • ein übersichtliches Menü, in dem ihr die gewünschte Region, die Dauer und den Schwierigkeitsgrad auswählt
  • die “Entdecken”-Funktion, die euch Orte und Wanderwege in der Umgebung vorschlägt
  • eine wachsende Community, die die App erst so wertvoll macht. Jeder App-Nutzer kann Wanderungen kommentieren, Fotos der Strecke hochladen und eigene Routen erstellen und teilen. Auch cool: Man kann sich ein eigenes Komoot-Profil anlegen, Beiträge posten und mit anderen Wanderern in Kontakt treten. Komoot funktioniert also wie eine Art soziales Netzwerk.
  • eine Zusatzfunktion, die über die Bodenbeschaffenheiten auf der Tour informiert
  • die Möglichkeit, sich Wanderungen zu merken (also zu speichern) und Touren (samt Highlights) selbst zu planen und aufzuzeichnen 
  • eine relativ genaue Streckenführung und die Sprachnavigation
  • ein modernes, ansprechendes Design und eine weitgehend werbefreie Anwendung

 

Minuspunkte gibt es für…

  • den Speicherplatz, den Komoot durch die Speicherung von Offline-Karten verbraucht. Je nachdem, wie viele Maps ihr euch runterladet, kann das schnell mal den Rahmen sprengen. Das Problem lässt sich aber mit einer SD-Karte einfach umgehen. 
  • die fehlende Funktion, Routen im Offlinemodus planen zu können
  • eine verpflichtende Registrierung, um die App nutzen zu können

Übrigens: Da Komoot von so vielen Wanderern genutzt wird, gibt es entsprechend viele Reviews, Tutorials, Hacks, und so weiter. Wer Lust hat, sich intensiv mit der App zu beschäftigen, wird also schnell fündig und kann zum echten Komoot-Profi werden. Ein gutes Tutorial zur Routenplanung findet ihr zum Beispiel hier

2. BRouter

BRouter ist eine App, die nicht nur von Wanderern, sondern auch von Radfahrern gerne genutzt wird (Das “B” vor “Router” steht für Bike). Die Anwendung ist kostenlos und erfolgt im Browser. 

Pluspunkte gibt es für….

  • hochwertige Routen, die ihr gratis bekommt
  • gutes Kartenmaterial
  • eine schnelle und unkomplizierte Anwendung im Browser ohne Registrierung
  • ein gutes Feintuning und sehr genaue Filterfunktionen: Man kann zum Beispiel festlegen, ob die Strecke Stufen beinhalten darf oder ob man vor allem auf verkehrsarmen Straßen unterwegs sein will.

 

Minuspunkte gibt es für…

  • die Tatsache, dass ihr die Touren nur im Browser planen könnt, und diese dann als GPX-Datei auf das Smartphone ziehen müsst. Das bedeutet: Unterwegs kann man nicht mal eben umplanen
  • die graphisch etwas unzeitgemäße Weboberfläche (die ihr hier findet). 

3. Bergfex

Die Vollversion von Bergfex kostet 6,99 Euro im Jahr und ist damit vergleichsweise günstig. Eine weitere Möglichkeit: 2,99 Euro für drei Monate. Zwar gibt es auch eine kostenlose Testversion, diese ist aber wirklich nur zum Testen geeignet und keine Dauerlösung. 

Pluspunkte gibt es für…

  • ein einfaches Handling und gute Filterfunktionen: Distanz, Anstieg und Dauer lassen sich easy auswählen 
  • die Routen, die von zertifizierten Nutzern aus der Tourismusbranche stammen (z. B. von der Eifel Tourismus GmbH)
  • ein cooles Extra: Es gibt nützliche Tipps zur benötigten Wanderausrüstung und Parkmöglichkeiten
  • eine zuverlässige Streckenführung mit Sprachnavigation
  • die Möglichkeit, die App auch mit iPad oder Smartwatch zu benutzen
  • eine werbefreie Anwendung (bei der Vollversion)
  • die übersichtlichen Offline-Karten, die sogar Österreich mit abdecken
  • die Möglichkeit, ähnlich wie bei Komoot Touren mitzutracken und mit der Community zu teilen 

 

Minuspunkte gibt es für…

  • einen hohen Akkuverbrauch
  • eine vergleichsweise geringe Anzahl an Touren, die je nach Region vorgeschlagen werden
  • die Beschränkung der Karten auf Europa
  • die Testversion, die keine Offline-Karten beinhaltet

4. Outdoor Active

Die Vollversion von Outdoor Active kostet 29,99 Euro – allerdings pro Jahr, und nicht (wie zum Beispiel Komoot) einmalig. Das war nicht immer so. Vorher konnte man die Premium App für einmalig 9,99 Euro bekommen. Outdoor Active kann man zwar auch kostenlos nutzen, dann fehlen aber einige Funktionen. Ist der vergleichsweise hohe Preis gerechtfertigt? Schauen wir uns mal die Pros und Contras an…

Pluspunkte gibt es für…

  • eine übersichtliche Gestaltung: Auf der Suche nach einer passenden Tour kann man Schwierigkeitsgrad, Dauer, Distanz und Höhenmeter festlegen und bekommt verschiedene Routen-Vorschläge
  • einige coole Extras: Auf der Karte sind diverse Sehenswürdigkeiten eingezeichnet. Außerdem liefert euch die App interessante geographische und historische Hintergrundfakten zu der jeweiligen Wandertour. 
  • eine zuverlässige Streckenführung mit Sprachnavigation
  • eine Liste, die die beliebtesten Touren der Nutzer zusammenfasst
  • die Möglichkeit, Touren vorab im Webportal zu planen. Hier gibt es auch mehr Möglichkeiten zur Filterung.
  • die Innovation der App: Die Gründer von Outdoor Active entwickeln immer wieder für neue coole Funktionen 

 

Minuspunkte gibt es für…

  • den Preis, der nicht mit denen der anderen Wander-Apps mithalten kann
  • die noch nicht ganz so große Community, die eine Wander-App erst richtig belebt. Man muss den Entwicklern von Outdoor Active aber zugute halten, dass sie diesen Bereich stetig ausbauen. Im Laufe der Zeit wurden viele Funktionen eingeführt, damit sich User untereinander vernetzen können und die App eine Art Gemeinschaftsprojekt darstellt. 

Tipp: Ihr könnt die Pro-Version auch erstmal einen Monat lang testen. 

Wander-Apps sind Akkufresser? So nicht mehr!

Grundsätzlich ist es immer sinnvoll, eine Powerbank dabei zu haben. Denn Wander-Apps verbrauchen nun mal vergleichsweise viel Akku, da das Smartphone während der Aufzeichnung fortwährend den Standort über GPS-Signale ermittelt. 

Trotzdem könnt ihr etwas tun, damit der Akku nicht ganz so schnell leer geht:

  1. Den Bildschirm dunkler stellen
  2. Alle anderen Apps schließen, die ihr gerade nicht braucht 
  3. Die GPS-Genauigkeit herunterschrauben (Wie das für Android und iOS funktioniert, könnt ihr in diesem hilfreichen Artikel nachlesen)
  4. Wenn möglich, Karten offline speichern
  5. Wer viel fotografiert und filmt, verbraucht eine Menge Akku. Tipp: Nehmt euch dafür eine extra Kamera oder ein zweites Handy mit. 

Spricht eigentlich auch etwas gegen Wander-Apps? 

Vielleicht geht es dem ein oder anderen von euch ja ähnlich: Ich persönlich verlasse mich leider viel zu sehr auf meine Handy-Navigation. Das gilt für Wanderungen genauso wie für Autofahrten. Dadurch hab ich oft gar kein Gefühl mehr dafür, wo ich mich eigentlich genau befinde. Wir folgen blind unserem Navi und vertrauen der Technik mehr als uns selbst. Das geht meist gut – aber eben auch nicht immer. In den USA spricht man vom “Death by GPS”, wenn Menschen ihrer Handy-Navigation folgen, die offensichtlich falsch ist, und sich damit in tödliche Gefahr begeben. 

Machen Navis dumm? Untergräbt die automatische Wegfindung unsere natürliche Fähigkeit, uns zurechtzufinden? Hirnforscher und Psychologen warnen tatsächlich davor, dass unser Gehirn Dinge verlernen kann – so auch die Orientierungsfähigkeit. Vor einigen Jahren ist ein Mann mal mit seinem Auto am Kölner Neumarkt die U-Bahn-Treppe runtergefahren. Einfach, weil sein Navi ihm das so vorgeschlagen hat. Was ich eigentlich nur sagen wollte: Technik ist super hilfreich, wir sollten ihr aber niemals ganz blind folgen. 🙂 

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