Welche Jacke zum Wandern? Ein Wegweiser für den nächsten Jackenkauf

Wer bei Wind und Wetter wandert, kommt um eine Hardshelljacke nicht herum. Die wichtigsten Kriterien: Wasserdicht, winddicht und atmungsaktiv soll sie sein. Das ist aber längst nicht alles. Heute verraten wir dir, was deine Regenjacke können muss, worauf du beim Kauf achten solltest und ob man wirklich immer so tief in die Tasche greifen muss. Kurz: Ein Wegweiser für deinen nächsten Jackenkauf.

1. Membran oder Beschichtung?

Teuer aber langlebig: Jacken mit Membran

Wer in Bio aufgepasst hat, kann sich die Membran-Technologie vermutlich erklären: Eine zusätzliche Stoffschicht zwischen Innen- und Außenschicht sorgt dafür, dass die Jacke besonders dampfdurchlässig und atmungsaktiv ist. Gleichzeitig sind Regenjacken mit Membran zu 100 Prozent wasserdicht

Ein weiterer Pluspunkt: Membranen sorgen dafür, dass die Jacke besonders robust ist. Wenn du häufig längere Touren in alpinem Geländer oder mit Felskontakt planst, lohnt sich eine Jacke mit Membranfunktion. Hier musst du zwar tiefer in die Tasche greifen. Dafür hält die Jacke aber auch länger, was den Preis langfristig wieder ausgleicht. 

Für einfache Touren vollkommen ausreichend: Jacken mit Beschichtung

Für einfache Tagestouren reichen Jacken mit Beschichtung in der Regel aus. Hierbei handelt es sich um sogenannte PU-Beschichtungen. PU steht für Polyurethan, ein Kunststoff, der auf den Außenstoff angebracht wird. Dadurch entsteht eine Schicht, die – ähnlich wie die Membran – dampfdurchlässig, atmungsaktiv und wasserdicht  ist. 

Diese Beschichtungen haben aber den Nachteil, dass sie schneller abnutzen und ihre wasserabweisende Funktion mit der Zeit nachlässt. Auch Belastungen von außen, zum Beispiel durch einen schweren Rucksack oder Felsabrieb, schaden der Beschichtung. 

Wer vor allem kurze Wanderungen mit leichtem Gepäck unternimmt und nicht direkt einen Batzen Geld investieren will, ist mit einer beschichteten Jacke aber gut beraten. 

2. Wie viele Lagen brauche ich? 

Mit der Entscheidung für Membran oder Beschichtung ist es noch lange nicht getan. Ein weiteres wichtiges Kriterium für Wanderjacken sind nämlich die Lagen. 2 Lagen ist klassischerweise das Minimum. Ihr könnt euch aber auch für eine Jacke mit 2,5 oder sogar 3 Lagen entscheiden. 

Wie viele Lagen sinnvoll sind, hängt ganz davon ab, welche Touren ihr plant. 

2 Lagen:

Für eine einfache Tageswanderung bei gutem Wetter reicht eine Jacke mit 2 Lagen vollkommen aus. Das Minimum an Stoff sorgt für einen angenehmen Tragekomfort und uneingeschränkte Bewegungsfreiheit. Kurze Regenschauer sind in der Regel kein Problem. Wenn es über einen längeren Zeitraum nass ist, stoßen Hardshelljacken mit 2 Lagen aber an ihre Grenzen. 

2,5 Lagen: 

Jacken mit 2,5 Lagen sind ein klassisches “Zwischending” und sinnvoll, wenn ihr auch mal länger und bei schlechtem Wetter unterwegs seid. Auch Ausdauersportler setzen oft auf 2,5 Lagen, um für lange Läufe oder Radtouren gerüstet zu sein. Es ist erstaunlich, was eine halbe Lage mehr so ausmachen kann. Wind und Wasser haben kaum eine Chance!

3 Lagen:

Wer sich in alpinem Gelände herumtreibt, schweres Gepäck auf dem Rücken hat und möglicherweise mit schroffen Felsen in Kontakt kommt, sollte auf 3 Lagen setzen. Denn dadurch wird die Jacke besonders robust und abriebfest. Produkttests haben ergeben, dass diese Funktion auch nach vielen Waschvorgängen nicht nachlässt. Der Nachteil: Die Jacken sind etwas schwerer und steifer. 3-lagige Jacken sind außerdem deutlich teurer als Hardshells mit 2 oder 2,5 Lagen.

 

3. Robustes Außenmaterial

Die Außenschicht von Outdoorjacken besteht meist aus Nylon oder Polyester. Beide Materialien haben ihre Vor- und Nachteile:

Nylon ist deutlich abriebfester und robuster. Nässe und Wind haben keine Chance, ins Jackeninnere durchzudringen. Das macht sich aber leider auch im Tragekomfort und im Preis bemerkbar. Für lange Touren bei kalten Temperaturen und Felskontakt ist eine Nylonschicht aber unbedingt empfehlenswert. 

Polyester ist um einiges günstiger und geschmeidiger als Nylon und für Touren bei milden Temperaturen absolut ausreichend. Das Material ist allerdings viel empfindlicher. Klettertouren in alpinem Gelände solltet ihr damit also nicht unbedingt unternehmen. 

4. Packmaß und Gewicht

Hardshelljacken lassen sich grundsätzlich winzig klein zusammendrücken, sodass sie im Rucksack so gut wie keinen Platz wegnehmen. Dem Material schadet das übrigens nicht. Die meisten Jacken wiegen außerdem nicht mehr als 500 Gramm. Hier gibt es trotzdem Unterschiede, und nach etlichen Stunden und Kilometern können selbst 100 Gramm mehr zuviel sein. 

5. Unterarmreißverschlüsse

Vielleicht denkt ihr euch: “Wer braucht denn so einen Schnickschnack?” Tatsächlich können gewisse Extras wie Reißverschlüsse an den Unterarmen aber super hilfreich sein, wenn der Regen einfach nicht nachlassen will. Denn irgendwann stößt auch die leistungsfähigste Membran an ihre physischen und chemikalischen Grenzen. 

Dann ist das Limit erreicht und es kann kein Schweiß mehr nach außen transportiert werden. In diesem Fall können Reißverschlüsse unter den Achseln helfen, denn da schwitzen wir nun mal am meisten. Und weil die Reißverschlüsse unter den Armen sitzen, kann’s da so schnell auch nicht reinregnen. 🙂

Übrigens: Manche Hersteller werben mit “wasserdichten Reißverschlüssen”. Klar, das ergibt Sinn. Denn sonst würde von außen Wasser eindringen. Die sind bei Hardshelljacken aber sowieso schon lange Standard. Wenn man mal genauer hinschaut, gibt es viele solcher etwas unsinniger Marketingstrategien. Äpfel werden als laktosefrei deklariert und auf der Käsepackung steht dick und fett “glutenfrei”. Und die Menschen denken sich: “Oh, da greif ich zu.” und zahlen ohne mit den Wimpern zu zucken das Doppelte. 

6. Verstärkte Schulterbereiche

Habt ihr euch auch schon mal den Schulterbereich der Jacke aufgescheuert? Nein? Dann habt ihr vermutlich eine gute Kaufwahl getroffen – oder ihr wart nicht lang genug (oder mit zu wenig Gepäck) unterwegs. 

Gerade auf langen Trekkingtouren mit schweren Rucksäcken wird die Jacke ganz schön in Mitleidenschaft gezogen. Damit die ständige Reibung das Außenmaterial nicht aufscheuert, sind viele Jacken mittlerweile im Schulterbereich ausgebessert und mit robusterem Material versehen. 

7. Komfort

Last but not least: Du musst dich wohl fühlen!  Deine Jacke kann tausend tolle Extras haben und trotzdem nicht die beste Wahl sein, solange sie nicht bequem ist. Wichtig: Nimm nicht die erstbeste. Sei geduldig. Probiert verschiedene Jacken an! Komfort ist auch super wichtig, damit deine Jacke dir ein langer und treuer Begleiter ist. Du willst ja lange etwas davon haben. 

Mit welchem Preis muss ich rechnen?

Wie so oft gilt auch bei Hardshelljacken: “von… bis….”. Etablierte Marken haben sicherlich zurecht einen guten Ruf, müssen aber nicht zwangsläufig besser sein als No-Name-Produkte. Überlege dir, welche Kriterien deine Jacke erfüllen soll. Ein Modell mit Membrantechnologie, 3 Lagen und allen Extras wird dich wahrscheinlich mehr als 200 Euro kosten. Bei Markenjacken musst du wohl noch etwas draufschlagen. Es gibt aber auch vergleichsweise günstige Modelle, zum Beispiel beim Sportdiscounter Decathlon. Halte dir aber immer vor Augen, dass eine gute Jacke viele Jahre hält und sich der Preis dadurch vielleicht ein wenig relativiert. 

Wie wasche und pflege ich meine Outdoor-Jacke?

Zugegeben, ich persönlich wasche meine Regenjacke super selten. Stattdessen hänge ich sie für ein paar Stunden zum Lüften nach draußen. Je nachdem, in was für ein Wetter man gerät und wie viel Dreck die Jacke abbekommt, führt aber kein Weg an der Waschmaschine vorbei. 

Aber auch ohne sichtbaren Schmutz ist es sinnvoll, die Jacke hin und wieder zu waschen. Denn oberflächliche Verunreinigungen durch Schweiß, Sonnencreme und andere Flüssigkeiten können die Atmungsaktivität und die wasserabweisende Funktion des Materials vermindern. Grundsätzlich halten Hardshelljacken einiges aus und sind sehr robust. Damit die Funktion deiner Hardshelljacke nicht leidet, solltest du aber ein paar Dinge beachten:

  • Es gibt Funktionswaschmittel, die extra für Outdoorbekleidung und atmungsaktive Membranen entwickelt wurden. Die findet ihr im Outdoor-Fachhandel, aber auch in Drogeriemärkten. Normales Flüssigwaschmittel funktioniert in der Regel aber auch. 
  • Weniger ist mehr: Meistens wird mehr Waschmittel verwendet als notwendig. Die optimale Menge ist auf der Verpackung angegeben. 
  • Stellt den Schongang ohne Schleudern bei 40 Grad ein, damit es nicht zu Knitterfalten kommt. Sollten nicht alle Waschmittelreste ausgespült sein, vorsichtshalber ein zweites Mal waschen. 
  • Auf Weichspüler, Wäscheparfüm, etc. verzichten: Die enthaltenen Duft- und Farbstoffe beeinträchtigen die Leistungsfähigkeit der Membran und greifen das Material an. Auch die Umwelt freut sich: Weichspüler und Co. lassen sie sich zum Teil nämlich nicht aus den Abwässern herausfiltern.
  • An der Luft trocknen lassen. Sucht dafür am besten einen Platz, an dem die Jacke vor Hitze und direkter Sonne geschützt ist. 
  • Trockner und Bügeleisen sind nicht unbedingt die besten Freunde von Outdoorjacken, da sie die Imprägnierung zerstören können. 

Hin und wieder ist es sinnvoll, die Imprägnierung der Jacke zu erneuern. Ein deutliches Zeichen: Das Wasser perlt nicht mehr wie gewohnt ab, sondern zieht in den Stoff ein. Hierzu gibt es zahlreiche Pflegeprodukte, zum Beispiel von Nikwax, Grangers oder Toko. Das Imprägniermittel kann einfach in der Maschine mit eingewaschen oder im Anschluss aufgesprüht werden. 

Habt ihr eure persönliche Favoritenjacke schon gefunden? Lasst uns gerne (in den Kommentaren) wissen, für welches Modell ihr euch entschieden habt! 🙂 

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1 Kommentar

  1. 2,5 lagig (GORE-MATERIAL) mit Unterarm-Reißverschlüssen,Kaputze,Innentasche(n), VAUDE,MAMMUT o.ä.

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