Mein erster Mammutmarsch: Unser Marketingchef wagt den Sprung ins kalte Wasser
Seit über einem Jahr begleite ich bei Mammutmarsch unsere Teilnehmer auf ihren Abenteuern – als Marketing-Mitarbeiter, als Motivator im Zielbereich, als jemand, der das Leuchten in den Gesichtern sieht, wenn Menschen über sich hinauswachsen. Doch vor etwa drei Wochen habe ich die Seiten gewechselt. Zum ersten Mal stand ich nicht hinter dem Banner, sondern davor. Zum ersten Mal war ich nicht der, der andere anfeuert, sondern der, der selbst losläuft.
Mein Ziel: 30 Kilometer beim Mammutmarsch Dortmund. Was dann kam, war mehr als eine Wanderung. Es war ein körperlicher und emotionaler Ausnahmezustand – und eine Erfahrung, die mich verändert hat.
Der Weg zum Start: Ein Sprung ins Unbekannte
Ich gebe es zu: Ich bin mit einer gewissen Arroganz gestartet. Immerhin mache ich regelmäßig Sport, gehe ins Fitnessstudio, spiele gerne Golf – wie schwer können 30 Kilometer schon sein?
Ich hatte keine Ahnung.
Extremwandern war für mich bisher etwas, das „andere“ tun – Teilnehmer, nicht ich. Als Zuschauer und Helfer kannte ich die emotionale Seite, das Zielglück, die Freudentränen. Doch was zwischen Start und Ziel passiert, das hatte ich nie wirklich gespürt. Am Morgen des Marsches war ich aufgeregt wie ein Kind. Mein Schwager Dennis stand neben mir – bestens gelaunt, mit Kaffeebecher in der Hand und diesem typischen Mammutmarsch-Grinsen. Wir lachten, machten noch schnell ein Foto unter dem Startbogen, und als die Musik losging, schoss das Adrenalin durch meinen Körper. Ich war voller Energie, motiviert, euphorisch – bereit, die Welt zu umwandern.
Die ersten Kilometer: Leichtigkeit und Euphorie
Die ersten sieben Kilometer waren wie ein Spaziergang. Die Sonne lugte zwischen den Wolken hervor, wir redeten über Gott und die Welt, die Stimmung war großartig. Jeder Schritt fühlte sich leicht an, fast schwebend. Ich dachte: „Läuft! Dreißig Kilometer sind ja gar nicht so wild.“ Aber dass ein Mammutmarsch eine besondere Dramaturgie hat, musste ich erst selbst spüren, bevor ich es glauben konnte. Er nimmt dich mit Leichtigkeit auf die Strecke, lässt dich kurz glauben, du hättest ihn besiegt – und dann, ganz leise, fängt er an, dich zu prüfen.
Der Kampf beginnt: Kilometer 13 bis 20 – Schatten und Zweifel
Ab Kilometer 13 kippte etwas. Es war kein lauter Moment, sondern ein schleichendes Brennen in den Füßen, ein leises Ziehen in den Waden, ein dumpfer Gedanke: Warum tue ich mir das eigentlich an?
Das Lachen wurde seltener, die Gespräche kürzer. Stattdessen trat Stille ein – diese Mammutmarsch-Stille, in der du nur noch deine Schritte hörst und dein eigener Atem zum Taktgeber wird.
Der Weg zog sich und plötzlich fühlte sich jeder Kilometer doppelt so lang an. Ich merkte, wie mein Kopf gegen meinen Körper arbeitete. „Nur bis zur nächsten Versorgung“, redete ich mir ein.
Dann – die Erlösung: der VP bei Kilometer 20. Hotdogs, Gewürzgurken, Cola. Nie hat ein Snack so viel bedeutet. In diesem Moment verstand ich, warum unsere Teilnehmer an den Verpflegungspunkten manchmal weinen. Es ist nicht das Essen selbst – es ist das Gefühl, weiterzumachen, weil du überzeugt bist, dass du das kannst.
Der emotionale Höhepunkt: Zwischen Schmerz und Stolz
Zwischen Kilometer 20 und 25 wurde es existenziell. Jeder Schritt tat weh. Meine Schuhe – ein Fehlgriff. Die Socken – zu dünn. Jeder Stein unter der Sohle fühlte sich an wie ein Nagel. Ich merkte, wie sich Blasen bildeten. Ich fluchte innerlich. Aber gleichzeitig passierte etwas anderes: Ich begann, anders zu denken. Nicht mehr in Kilometern, sondern in Momenten. Ein vorbeiziehendes Grüßen von anderen Teilnehmern, ein Schulterklopfen, ein „Du packst das!“ – das sind die Dinge, die dich tragen. Ich sah Menschen mit Bandagen, mit schmerzverzerrten Gesichtern – aber keiner gab auf. Und in dieser Gemeinschaft, in diesem kollektiven Willen, liegt die wahre Magie des Mammutmarschs.
Das Finale: Die letzten 1.000 Meter
Als ich das Ziel sah, war jeder Schmerz vergessen. Ich hatte Tränen in den Augen. Diese letzten Meter – sie waren kein Gang mehr, sondern ein Ritual. Jeder Schritt stand für einen Zweifel, den ich überwunden hatte. Und für jede Stimme in meinem Kopf, die gesagt hatte: Das schaffst du nicht.
Als ich über die Ziellinie trat, war es, als würde ein Schalter umgelegt. Schmerz, Erschöpfung, Freude, Stolz – alles gleichzeitig. Ich konnte kaum laufen, aber ich hätte die Welt umarmen können.
Ein paar Minuten später saß ich mit Dennis auf dem Bordstein, trank Bier, und wir lachten einfach nur. Ich war völlig fertig – und unendlich glücklich.
Fazit: Eine Reise über die eigenen Grenzen hinaus
Mein erster Mammutmarsch war kein Spaziergang. Es war ein Kampf, ein Abenteuer, ein Geschenk. Ich habe gelernt, dass Schmerz nicht das Ende bedeutet, sondern oft der Anfang von etwas Neuem ist.
Dass man seine Grenzen nicht auf dem Sofa findet, sondern auf staubigen Wegen, mit müden Füßen und einem Herzen, das trotzdem weitermacht.
Ich bin am nächsten Tag kaum Treppen gestiegen, aber ich wusste: Das war nicht mein letzter Mammutmarsch!
Denn: Wer einmal erlebt hat, was jenseits der Komfortzone wartet, will dorthin zurück. Immer wieder.
Sehen wir uns beim nächsten Marsch?!
Autor: Alexander Zwiehoff
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