Nichts für schwache Nerven: Die 6 härtesten Wanderwege der Welt

Ob 30, 55 oder 100 Kilometer: Der Mammutmarsch ist knallhart, gar keine Frage. Das würde vermutlich jeder unterschreiben, der diese Herausforderung schon einmal angenommen hat. Wir Wanderfans haben offensichtlich eine Vorliebe für Extremes – sonst würden wir uns vielleicht mit einem gemütlichen Sonntagsspaziergang zufrieden geben. 

Aber würdet ihr auch euch auch bewusst in Gefahr begeben, um den Adrenalinjunky in euch zu befriedigen? Extreme Wetterbedingungen, steile Klippen, wilde Tiere: Schönheit und Gewalt liegen in der Natur so nah beieinander. Lust auf einen kleinen virtuellen Ausflug zu den härtesten Wanderwegen der Welt? Hier entlang, wir starten in Spanien. ⬇️

1. Caminito del Rey – Spanien

Der “Königspfad” gilt als eine der extremsten Wanderrouten Europas. Und das völlig zurecht. Der Trek in Andalusien ist zwar gerade mal acht Kilometer lang. Diese acht Kilometer kommen einem aber mit Sicherheit endlos vor! Ein falscher Tritt und du stürzt hunderte Meter in die Tiefe. Hier braucht man definitiv ein Nervenkostüm aus Stahl! Allein der Blick nach unten zu den tosenden Wasserfällen dürfte bei dem ein oder anderen ein heftiges Schwindelgefühl auslösen (bei mir zum Beispiel). 

2015 wurde der Wanderweg restauriert, was angesichts der vielen tödlichen Unfälle durch fehlende Geländer und morsche Stege dringend nötig war. Sicherer ist der Caminito del Rey jetzt definitiv. Trotzdem sollte man für diese Challenge halbwegs schwindelfrei sein – nur so kann man wohl auch den beeindruckenden Panoramablick genießen, der sich den Wanderern bietet. Die Herausforderung lohnt sich aber nicht nur wegen der majestätischen Felswände, Schluchten, reißenden Flüssen und des Gefühls, es am Ende “geschafft” zu haben: Mit etwas Glück bekommt man sogar Reptilien, Raubvögel und Steinböcke zu Gesicht. 

Übrigens: Seinen Namen verdankt der Wanderweg König Alfonso XIII, der hier im Jahre 1921 unterwegs war. Er war wohl ein begeisterter Wanderer. Unser Mammutmarsch hätte ihm bestimmt auch gefallen.

2. GR20 – Frankreich

Wir bleiben erstmal in Europa! Vom GR20 (“Grande Randonnée”) haben die meisten von euch bestimmt schon mal gehört, oder? Der “Weitwanderweg” auf Korsika ist komplett anders als der Caminito del Rey – und trotzdem ist auch hier der Grat zwischen Ästhetik und Risiko sehr, sehr schmal. 180 Kilometer durch alpines Gelände mit bis zu 2400 Höhenmetern machen den Trek zu einem der anspruchsvollsten auf diesem Kontinenten. Nicht ohne Grund wird diese Wanderung nur wirklich erfahrenen Wanderern empfohlen. 

Zu dem harten Streckenprofil kommen dann noch die schwierigen Wetterbedingungen. Auf Korsika? Hm. Bei einer Mittelmeerinsel denkt man eigentlich erstmal nur an Wärme und Sonnenschein. Tatsächlich kann das Wetter hier aber in Sekundenschnelle umschlagen. Bei der Höhenlage ist selbst im Sommer auch mit Schnee zu rechnen. Wer den gesamten Weg bestreiten will, braucht im Schnitt etwa 15 Tage – und außerdem eine gute körperliche Fitness, Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und eine vernünftige Ausrüstung!

3. Mount Huashan – China 

Der nächste Wanderweg der Extreme führt uns nach China, genauer gesagt zum Huashan Pfad, auch die “gefährliche Treppe zum Himmel” genannt. Das Huashan Gebirge besteht aus insgesamt 72 Gipfeln – der höchste ist besagter Mount Huashan, den man nur über eine extrem steile Treppe erreicht. Einen anderen Weg gibt es nicht. Wer an der Treppe scheitert, wird die Spitze des Berges nicht erreichen – und wahrscheinlich macht genau das den Reiz aus! 

Tipp von mir: Guckt euch diesen Weg unbedingt mal bei YouTube an! Bei den schmalen Pfaden in schwindelerregender Höhe ohne jegliche Absicherungen an den Seiten, wurde mir schon fast beim bloßen Zuschauen schlecht. Und mit der Treppe ist noch lange nicht Schluss. Etappenweise besteht der Weg aus klapprigen Holzplanken und von “Wandern” kann hier eigentlich nicht mehr die Rede sein: Diese Fortbewegung gleicht eher einer Mischung aus Hangeln, Balancieren und wahrscheinlich dem Versuch, nicht nach unten zu schauen. Ganz ehrlich? Für mich wäre das ein absoluter Albtraum. Wanderer, die den Huashan Pad bereits gegangen sind, beschreiben den Aufstieg vor allem als psychische Herausforderung. Wer das Mental Game gewinnt, wird an den körperlichen Anforderungen kaum scheitern. Immerhin lohnt sich der Aufstieg: Auf dem Gipfel erwartet die Adrenalinjunkies ein heiliger Tempel.

 

4. Snowman Trek – Bhutan

Wir bleiben in Asien. Wenn von den härtesten Wanderungen der Welt die Rede ist, darf der Himalaya natürlich nicht fehlen. Der Snowman Trek in Bhutan gilt aber nicht nur als eine der schwierigsten Routen weltweit, sondern auch als eine der schönsten. Ob man angesichts dieser riesengroßen Challenge noch einen Blick für die Ästhetik der Natur hat, bezweifle ich allerdings. 

Die Strecke ist – kein Scherz – 356 Kilometer lang. Insgesamt gibt es acht Pässe zu überqueren, einige davon sind über 5000 Meter hoch. Die Höhenkrankheit kann einem also auch zum Verhängnis werden. Denn ab einer Höhe von 3500 Metern macht sich der Sauerstoffmangel bemerkbar. Deshalb ist es wichtig, den Körper erst einmal schonend an die Höhenlage zu gewöhnen, sich also zu akklimatisieren. Aber auch mit der perfekten Akklimatisierung kann man schnell an seine körperlichen Grenzen stoßen, denn die maximale Sauerstoffaufnahmefähigkeit nimmt alle 1500 Meter um 10 Prozent ab. Wenn man das mal hochrechnet, bedeutet das: Auf dem höchsten Pass besitzen wir nur noch 60 bis 70 Prozent unserer normalen Leistungsfähigkeit. Hättet ihr mit 40 Prozent “weniger” den Mammutmarsch überstanden? Puh, ich glaube, ich nicht.

Wer diesen Trek in Angriff nimmt, ist sehr wahrscheinlich ein erfahrener Wanderer und weiß ganz genau, worauf er sich einlässt. Trotzdem erreichen nicht einmal die Hälfte der Trekker ihr Ziel. Rund drei Wochen soll man einplanen. Drei Wochen in vollkommener Abgeschiedenheit, nachts wird es bitterkalt und die Tagesetappen dauern rund 10 Stunden. Klingt hart, aber irgendwie auch nach einem riesengroßen Abenteuer – niemanden zu treffen, außer der eigenen Reisegruppe, ein paar Yaks und hin und wieder einige Bergdorfbewohner.

5. Kilimandscharo – Tansania

Der berüchtigte Kilimandscharo in Afrika legt noch eine Schippe drauf: Die Höhenmeter sind mit 6000 Meter zwar ähnlich wie der Snowman Trek im Himalaya, allerdings gibt es da eine Route, die es ganz besonders in sich hat: Die Machame-Route, auch bekannt als “Whisky”-Route (wegen ihrer besonderen Härte 😎) ist nämlich ziemlich kurz, und genau das macht sie so tückisch. 36 Kilometer führen zum höchsten Berg des afrikanischen Kontinents. 

Da kann man sich vorstellen, dass diese Wanderung eher einer Klettertour gleicht. Dazu kommt, dass der Körper kaum Zeit hat, sich an die extreme Höhenlage zu gewöhnen. Und dann hilft die beste Vorbereitung nichts: Ob man an der Höhenkrankheit leidet, kann man im Vorfeld nämlich kaum beeinflussen.

Mal ganz davon abgesehen, dass der rapide Aufstieg auf eine solche Höhenlage gar nicht mal so ungefährlich ist: Die Landschaft ist einfach nur atemberaubend. Der Kilimandscharo wurde von der UNESCO sogar zum Weltkulturerbe erklärt. 

 

 

 

6. Pacific Crest Trail – USA

Wer den Film “Der große Trip” mit Reese Witherspoon gesehen hat, kennt den Pacific Crest Trail. Und die meisten anderen vermutlich auch. 4280 Kilometer, von Mexiko bis Kanada. Dafür reicht es nicht, sich mal eben zwei Wochen Urlaub zu nehmen. Sechs Monate muss man da schon einplanen. Und nicht nur Zeit muss man haben, sondern vor allem extreme Willensstärke, Biss und die Bereitschaft, sich mit schwerem Gepäck auf dem Rücken Tag für Tag auf den eigenen zwei Beinen fortzubewegen und auf jeglichen Komfort zu verzichten – vom nicht vorhandenen Handyempfang mal ganz zu schweigen. 

Netz gibt es zwar nicht – dafür aber wilde Tiere, die aus sicherer Entfernung ja durchaus faszinierend, in unmittelbarer Nähe aber eher beängstigend sind. Das Risiko, einem hungrigen Grizzly in freier Wildbahn zu begegnen, ist zwar eher gering, aber trotzdem nicht ausgeschlossen. Und je nach Etappe kommt es auch mal vor, dass die nächste Siedlung tagelang auf sich warten lässt. Und das wiederum heißt: Essen und Trinken mitschleppen und gut rationieren. 

Von diesen “Positiv Verrückten” gibt es tatsächlich so einige – jährlich machen sich rund 3500 Menschen auf den Weg. Mehr als die Hälfte bricht allerdings ab, wobei man hier meiner Meinung nach absolut nicht von Aufgeben sprechen kann. Denn alleine, diesen Entschluss zu fassen und loszulaufen, ist doch eine Wahnsinnsleistung. 

Verreisen können wir aufgrund der Coronakrise aktuell kaum, oder nur sehr eingeschränkt. Das heißt aber nicht, dass wir nicht träumen – oder sogar planen – können. Gibt es eine Route, die du unbedingt mal ausprobieren willst? Oder bist du vielleicht schon einen Trek gewandert, der in meiner Auflistung noch fehlt? Erzähl uns gerne von DEINER härtesten Tour! 

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1 Kommentar

  1. Vor drei Jahren bin ich den Continental Divide Trail in den USA gelaufen. Bei weitem nicht so überlaufen wie der PCT. Unglaublich magisch, remote und eine meiner besten Entscheidungen.
    In 2 Jahren wartet der Great Himalaya Trail auf mich!
    Das wird sogar noch epischer xD

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